Der Streit um die Gaza Humanitarian Foundation
Selten wurde eine Hilfsorganisation so scharf kritisiert wie die „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF), die seit Ende Mai für den allergrößten Teil der Lieferung und Verteilung von Lebensmittelhilfe im Gazastreifen sorgt. Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger kritisierte bei ihrem Besuch in Israel die GHF als „unzuverlässig“, UN-Generalsekretär Antonio Guterres nannte das Verteilungssystem der GHF „durch und durch unsicher“, und vor wenigen Tagen riefen 130 der größten NGOs in einem offenen Brief dazu auf, GHF zu „schließen“.
Was war passiert? Die israelische Regierung steht seit Langem in Konflikt mit den Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen, aber auch mit anderen NGOs, weil diese an der israelischen Kriegsführung und insbesondere an der mehr als zwei Monate langen Lebensmittelblockade Kritik übten. Plötzlich tauchte die GHF auf, eine völlig neue Organisation, die mit Unterstützung der Regierungen der USA und Israels die Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen übernehmen sollte. Deren erklärte Absicht ist es, zu verhindern, dass Hilfsgüter in die Hände der Terrororganisation Hamas fallen. Dies sei bis dahin in großem Stil passiert, behaupten Israel, die USA und die GHF. Die Hilfsorganisationen bestreiten das. Im Interview mit profil behauptet GHF-Chef Johnnie Moore, die Vereinten Nationen führten „eine Boykott-Kampagne gegen uns".