NAHOST-GESPRÄCHE

Doron Rabinovici: „Was, wenn die Hamas eines Tages über bessere Waffen verfügt?“

Der jüdische Intellektuelle Doron Rabinovici erachtet das Genozid-Verfahren gegen Israel als Kränkung. Er warnt vor einer existenziellen Bedrohung des jüdischen Staates, wenn es zu keiner Einigung mit den Palästinensern kommt.

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Ist der Staat Israel im Lauf dieses Krieges sicherer geworden?
Rabinovici
Israel steht noch immer unter Raketenbeschuss der Hamas, und die größte Erschütterung seiner Sicherheit war der 7. Oktober selbst. Diese Erschütterung wird sich nicht so schnell auflösen lassen, solange die Geiseln nicht befreit sind und die Hamas ihr Regime in Gaza aufrechterhält.
Warum ist der Krieg auch in Israel so umstritten?
Rabinovici

Zu Beginn gab es zwei Kriegsziele, die in der israelischen Öffentlichkeit als vereinbar galten: die Befreiung der Geiseln und die Zerschlagung der Hamas. In den letzten Wochen allerdings sind diese Kriegsziele in Widerspruch zueinander geraten. Ein Teil der israelischen Öffentlichkeit sieht die Geiselbefreiung als primäres Ziel, ein anderer Teil beharrt darauf, dass die Hamas so nachhaltig geschlagen werden muss, dass eine Wiederholung des 7. Oktober unmöglich werde.

Bisher wurde keines der Ziele erreicht.
Rabinovici
Das ist die Realität. Nur eine Geisel wurde direkt durch eine militärische Aktion befreit, die anderen durch ein Abkommen – allerdings angesichts starken militärischen Drucks. Und drei Geiseln sind von der israelischen Armee irrtümlich erschossen worden. Das hat die innere Diskussion weiter befeuert.
Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur