John Bolton ist der neue Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump

John Bolton: "Wir wissen, dass sie lügen"

John Bolton ist der neue Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump. In einem Interview mit profil im Jahr 2007 plädierte er für einen raschen Militärschlag gegen den Iran.

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US-Präsident Donald Trump holt einen weiteren außenpolitischen Hardliner ins Weiße Haus: Er hat am Donnerstag John Bolton zum Nachfolger des Nationalen Sicherheitsberaters H. R. McMaster ernannt. Der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen trete sein Amt am 9. April an, teilte Trump auf Twitter mit. profil hat im Jahr 2007 mit Bolton über einen Militärschlag gegen den Iran und Nordkorea gesprochen.

Interview: Robert: Treichler

profil: Sie fordern einen Präventivschlag gegen den Iran. Warum? Bolton: Nach vier Jahren gescheiterter europäischer Diplomatie sind unsere Möglichkeiten sehr begrenzt. Es ist nicht so, dass ich mich auf den Einsatz militärischer Gewalt freue. Ich finde, es ist ein Unglück, dass wir den Europäern vier Jahre lang dabei zugesehen haben, wie sie etwas Aussichtsloses versucht haben, nämlich den Iran dazu zu bringen, Nuklearwaffen aufzugeben. Mir wäre es lieber gewesen, viel früher einen Regimewechsel im Iran anzustreben.

profil: Also sollte man so schnell wie möglich zuschlagen? Bolton: Da die Iraner jeden Tag Fortschritte bei der Beherrschung der Nukleartechnologie machen, steigt das Risiko, dass sie die Waffen bald tatsächlich besitzen.

profil: Wer sollte die Angriffe durchführen? Bolton: Die Israelis könnten das machen oder die USA. Ich hoffe natürlich, dass wir dabei europäische Unterstützung bekommen. Ich denke, der Wechsel in der Politik Frankreichs ist ein positives Signal.

profil: Wie sollen die Angriffe ablaufen? Bolton: Ein breit angelegter Angriff ist nicht nötig. Es geht im Wesentlichen darum, die Kontrolle der Iraner über den Brennstoffzyklus an kritischen Stellen zu brechen. Das würde sie daran hindern, waffenfähiges Uran herzustellen.

profil: Wissen die westlichen Geheimdienste genug über die Anlagen, um diese militärisch ausschalten zu können? Bolton: Einer der Risikofaktoren ist, dass im Iran vielleicht noch viel ausgereiftere, bisher unbekannte Anlagen existieren. Aber das macht mich nur noch nervöser.

profil: Wie, glauben Sie, würde Teheran einen Militärschlag beantworten? Bolton: Wenn wir uns ansehen, was das iranische Regime jetzt schon alles tut - Unterstützung des Terrors im Irak, Afganistan, Libanon, Gaza - ist es schwer vorstellbar, wie es noch schlimmer werden könnte.

profil: Fürchten Sie nicht, dass der Iran militärisch zurückschlagen könnte? Bolton: Wenn der Iran Israel angreifen würde, wären die Konsequenzen für den Iran katastrophal. Ich möchte das klarstellen: Wir wollen nicht den Iran angreifen, wir wollen die Atomanlagen zerstören.

profil: Meinen Sie, dass die Bevölkerung in den USA und Europa bereit ist, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen? Bolton: So unattraktiv ein Militäreinsatz sein mag, ein mit Atomwaffen gerüsteter Iran ist noch viel unattraktiver. profil: Wer ist auf Ihrer Seite? Bolton: Möglicherweise der Präsident.

profil: Möglicherweise? Bolton: Er hat wiederholt gesagt, es sei inakzeptabel, dass der Iran Atomwaffen besitzt. Jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, an dem wir herausfinden, was er genau damit meinte.

profil: George W. Bush sagte aber auch, die Gespräche mit Nordkorea könnten ein Modell für die Vorgangsweise mit dem Iran sein. Bolton: Die machen keine Fortschritte. profil: Laut US-Chefunterhändler Christopher Hill stellt Nordkorea seine Urananreicherung mit Ende des Jahres ein. Bolton: Ich wette einen Dollar mit Ihnen, dass Nordkorea seine Atomwaffen niemals freiwillig aufgibt.

profil: Einen Dollar? Das ist aber wenig. Bolton: Einen Euro, wenn Sie wollen. profil: Sie sind prinzipiell gegen Verhandlungen? Bolton: Um Verhandlungen zu beginnen, muss man annehmen, dass es Aussicht auf Erfolg gibt. Wir befürchten nicht bloß, dass sie lügen könnten, wir wissen, dass sie lügen.

John Bolton war von August 2005 bis Dezember 2006 US-Gesandter bei den Vereinten Nationen und der "umstrittenste Botschafter, den die USA je zu den UN entsandten" (das Magazin "The Economist"). Er ist Mitglied des (neo-)konservativen Think Tanks "American Enterprise Institute".

Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur