Trump und Putin: Ein schöner Ausflug nach Alaska
Ist das in jeder Hinsicht spektakuläre „High-stakes“-Treffen von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin ergebnislos verlaufen? Nein. Ein solcher weltweit beachteter Akt kann niemals ohne Folgen bleiben. Bloß sind es nicht unbedingt greifbare Fortschritte im Ringen um einen Waffenstillstand und einen Frieden in der Ukraine, die in Alaska erzielt wurden.
Wladimir Putin kann zufrieden sein, er hat einiges erreicht. Trump ließ einen roten Teppich auslegen, über den die beiden gemeinsam schritten. Er nannte Putin freundschaftlich „Wladimir“, er lobte die „fantastische Beziehung“, die sie beide verbände, und er gab dem Treffen in einem anschließenden Interview im TV-Sender Fox News die Höchstnote „10“, und zwar „in dem Sinne, dass wir großartig miteinander auskommen“. Zur Erinnerung: Gegen Putin liegt seit 2023 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor, und Europa wirft Putin Kriegsverbrechen vor. Der Besuch in Alaska gab Putin Gelegenheit zu demonstrieren, wie gespalten der Westen im Umgang mit seiner Person ist.
Auch Donald Trump kann Erfolge des Gipfeltreffens vorweisen. Putin bestätigte ihm, dass der Krieg in der Ukraine, den er während Joe Bidens Amtszeit als US-Präsident begonnen hatte, nicht ausgebrochen wäre, wenn Trump zu diesem Zeitpunkt an der Macht gewesen wäre. Ein solcher Satz freut Trump ungemein, auch wenn die Logik dahinter mehr als zweifelhaft ist: Warum beendet Putin den Krieg jetzt nicht, wo doch Trump mittlerweile US-Präsident ist? Wen kümmern solche Details.
Trump und Putin sind sich zudem einig, dass der von US-Behörden erhobene Vorwurf, Russland habe die US-Präsidentschaftswahl 2016 zu manipulieren versucht, „ein Schwindel“ sei, während die Wahl 2020 (die Trump gegen Biden verlor) wegen der Briefwahlstimmen „unehrlich“ abgelaufen sei.
Mit solchen Aussagen bringt Putin Trump auf seine Seite, und sie kosten ihn gar nichts.
Ein großartiges, historisches Treffen also - wären da nicht die bohrenden Fragen, wie es nun eigentlich mit dem angestrebten Friedensschluss in der Ukraine weitergehe. Dazu wollte sich Trump nicht äußern, nur so viel ließ er wissen: es gebe "Fortschritte, aber keinen Deal". Der Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck kommentierte auf der Plattform X: „Es wäre völlig verfrüht, das Treffen zwischen Trump und Putin als Fehlschlag einzustufen. Es wurden keine Ergebnisse der Gespräche öffentlich bekannt gegeben - was nicht heißt, dass es keine gab.“ Damit hat Mangott zwar Recht, allerdings entspräche es so gar nicht Trumps Charakter, einen bedeutsamen Durchbruch, dessen er sich rühmen könnte, länger als zehn Sekunden für sich zu behalten.
Vergessen scheint Trumps frühere Drohung, er werde Russland wirtschaftlich in die Knie zwingen, falls Putin keinem Waffenstillstand zustimme. Trump hatte noch vor kurzem angekündigt, in diesem Fall Staaten, die russisches Öl und Gas kaufen, mit Sekundärzöllen zu bestrafen, was Russland tatsächlich in Schwierigkeiten bringen könnte. In der freundlichen Atmosphäre Alaskas blieb dies offensichtlich unerwähnt.
Nach dem Treffen sieht es eher so aus, als würde Trump selbstzufrieden die nebulösen „Fortschritte“ für sich beanspruchen, alles Weitere möge Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Putin direkt ausmachen. Für ein Scheitern der Gespräche werden dann andere verantwortlich sein.