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SPÖ-Salzburg-Chef Egger im Chat: „Außerhalb der Stadt merken wir von den Kommunisten nicht viel“

Salzburgs SPÖ-Chef David Egger chattet über rote Wahlerfolge, blaue Gegner und älter werdende Jungpolitiker.

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Salzburg ist rot. Nicht kommunistisch-dunkelrot, sondern sozialdemokratisch rot. Was auf den ersten Blick wie eine politische Zeitenwende wirkt, ist in Wahrheit eine Rückkehr zur sozialdemokratischen Tradition: Seit Kriegsende war die SPÖ bei 16 von 17 Gemeinderatswahlen stärkste Partei, nur 2019 lag die ÖVP dank des Sebastian-Kurz-Effekts voran

Mit Bernhard Auinger setzte sich in der Stichwahl um die Stadt Salzburg zudem ein, wie profil-Redakteur Gernot Bauer sagen würde, langweiliger Pragmatiker gegen den auffälligen Kommunisten Kay-Michael Dankl durch. In der 6000-Einwohner Gemeinde Neumarkt am Wallersee gab es zudem besondere Freude für die Salzburger SPÖ-Spitze: Salzburgs SPÖ-Chef David Egger setzte sich in der Stichwahl zum Bürgermeister durch.

Was er von den Kommunisten hält, warum die Freiheitlichen in Salzburg kaum Erfolge feiern konnten und wie Jungpolitiker mit dem Älterwerden umgehen, verrät David Egger im Chat.

Max Miller

Sie hatten am Sonntag doppelt Grund zu feiern: Die Stadt Salzburg wurde rot – und Sie Bürgermeister von Neumarkt am Wallersee. Sind Sie schon wieder nüchtern?

David Egger

Das Ergebnis war überwältigend. Es war ein lustiger langer Abend und wir hatten auf jeden Fall Grund zum Feiern 😉

Max Miller

Was bereitet mehr Freude: Die eigene Wahl oder die in der Stadt Salzburg?

David Egger

Jede Gemeinde, wo wir die Bürgemeisterin oder den Bürgermeister geholt haben. Die eigene Gemeinde macht mich extrem stolz, das ist was Besonderes.

Max Miller

Besorgt Sie eigentlich, dass Kommunisten nach Graz auch in Salzburg derart populär sind?

David Egger

Ich freue mich über alle Unterstützer, wenn es um soziale Politik geht. Wie Wohnen, in der Pflege oder der Elementarbildung. Außerhalb der Stadt Salzburg merken wir von den Kommunisten nicht wirklich viel.

Max Miller

Es gibt noch einen Unterschied zwischen der Stadt Salzburg und dem Land: Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl in der Landeshauptstadt lag unter der Hälfte. Bei Ihnen in Neumarkt gaben fast zwei von drei Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Motiviert dunkelrot gegen rot weniger als SPÖ gegen ÖVP?

David Egger

Am Land ist die Wahlbeteiligung erfahrungsgemäß höher als in der Stadt. Spannend kann es immer werden, unabhängig von den Parteien, die antreten.

Max Miller

Egal, ob Stadt oder Land: Populisten am rechten Rand konnten in Salzburg kaum was reißen. Wie kann die SPÖ die FPÖ auch im Bund schlagen?

David Egger

Wenn es um Sozialpolitik geht, sind wir das Original. Wo uns Populisten hinführen - Kurz, Strache, Kickl... - hat uns die jüngste Vergangenheit gezeigt. Da wird dann das Familiensilber verscherbelt und unser Trinkwasser privatisiert.

Max Miller

Also die SPÖ soll einfach bleiben, wie sie ist?

David Egger

Sich auf das fokussieren, was man gut kann. Das ist der richtige Weg. Bildung, Gesundheit, Wohnen, Soziales... in diesen Bereichen hat die SPÖ für die Menschen schon viel erreicht und für die Zukunft haben wir die richtigen Rezepte.

Max Miller

Der neue Salzburger Bürgermeister Bernhard Auinger meinte im Ö1 Morgenjournal, er würde auch mit der FPÖ zusammenarbeiten. Wie sehen Sie das als Landeschef?

David Egger

Der Stadtchef sucht auf sachpolitischer Ebene die Zusammenarbeit mit jedem Landesregierungsmitglied. Das ist ja auch seine Aufgaben, dafür haben ihm die Wählerinnen und Wähler das Vertrauen ausgesprochen.

Max Miller

Also sehen Sie da kein Problem.

Max Miller

Dann ein letztes Thema abseits der gestrigen Wahlen: Anfang letzten Jahres gründeten Sie die „Vier bis 40“, eine SPÖ-interne Allianz aus jungen Landeschefs, mit. Was hat der Zusammenschluss eigentlich gebracht?

David Egger

Ist da wirklich noch niemand über 40? Interne Kommunikation halte ich für extrem wichtig. Erst gestern habe ich mit dem Kärntner Landeshauptmann telefoniert. Auch mit dem steierischen Landechef oder dem Burgenland stehe ich im Austausch. Vielleicht war dieser Austausch entlang der Westbahn (+Tirol) wirklich dem Alter geschuldet 😁

Max Miller

Doch! Michael Lindner und Georg Dornauer sind mittlerweile 41. Deshalb hätte ich jetzt zum Abschluss gefragt: Sind es mittlerweile die „Vier unter 50“?

David Egger

Es gibt nur noch drei Länderchefs, die das Durchschnittsalter senken 😉 Aber auch wir werden nicht jünger.

Max Miller

Herr Egger, danke für den Chat!

David Egger

Es war was Neues. Hat mich sehr gefreut Herr Miller!

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Hat ein Faible für visuelle Kommunikation, schaut aufs große Ganze und kritzelt gerne. Zuvor war er bei der "Kleinen Zeitung".