Das Foto zeigt die Lustenauer Malerin Stephanie Hollenstein als Soldat Stephan Hollenstein im Ersten Weltkrieg
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Kühe, Kunst und Krieg: Die erste Biografie über die NS-Malerin Stephanie Hollenstein

Die Lustenauer Malerin Stephanie Hollenstein stieg im Nationalsozialismus zur einflussreichen Kunstfunktionärin auf. Nun ist die erste Biografie über die fanatische Antisemitin und Hitler-Verehrerin erschienen.

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Kühe, Kunst und Krieg. Wo soll die Erzählung vom Leben der Malerin Stephanie Hollenstein ansetzen? Am besten an ihrem Ende. Die NS-Kunstfunktionärin erlebte den Niedergang des von ihr glorifizierten Dritten Reichs nicht mehr; sie starb am 24. Mai 1944 mit 57 Jahren, von Lungenödem bis Sekundentod reichen die Mutmaßungen. Geboren wurde Hollenstein 1886 in der Vorarlberger Gemeinde Lustenau als Tochter einer Bauern- und Stickerfamilie, umgeben von Kühen und Hühnern.

Dazwischen liegen der Besuch der Münchner Kunstgewerbeschule, Fronteinsätze unter dem Namen Stephan Hollenstein, eine Bohemienne-Existenz in Wien, ab 1939 die Präsidentschaft der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs“ (VBKÖ), dazu zahllose Affären mit Frauen und die Fabrikation von über 1200 Gemälden, Zeichnungen, Skizzen, Aquarellen.

An die Nachzeichnung dieses bizarren Lebenslaufs hat sich nun Nina Schedlmayer, ehemalige profil-Mitarbeiterin und Chefredakteurin des niederösterreichischen Kulturmagazins „morgen“, in der Biografie „Hitlers queere Künstlerin“ gemacht. Endlich, muss man sagen, denn es stand zu befürchten, dass Hollensteins ideologische Obszönität und ihr Menschenhass nach Jahrzehnten des Verschweigens und Verdrängens ganz und gar in das schwarze Loch des Vergessens gefallen wären, worüber noch zu sprechen sein wird.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.