Außenhandel im Wandel
Heiß umfehdet, wild umstritten ...
Dank seiner politischen, rechtlichen und sozialen Stabilität reißt sich die Welt um Österreich als Handelspartner. 2024 brachte sie laut Statista Waren im Wert von 188,99 Milliarden Euro ins Land. Nach draußen wurden Waren um 191,18 Milliarden Euro exportiert – die erste positive Handelsbilanz seit 16 Jahren. International besonders gefragt sind Österreichs bearbeitete Waren (Bilanzüberschuss: 9,99 Mrd. Euro) und chemische Erzeugnisse (+ 6,52 Mrd. Euro). Allerdings schrumpfte der Warenverkehr im Vorjahr um 6,8 Prozent (Importe) beziehungsweise um 4,8 Prozent (Exporte), am stärksten in der bedeutendsten Produktgruppe Maschinen und Fahrzeuge. Ein Riesenproblem, denn der Außenhandel macht mehr als die Hälfte unserer Wirtschaftsleistung aus. Die Exportquote lag 2024 bei 59,9 Prozent des BIP.
... liegst dem Erdteil du inmitten ...
Durch seine zentrale Lage (100 Millionen Kund:innen innerhalb einer Flugstunde, 450 Millionen innerhalb von zwei und 750 Millionen innerhalb von drei Flugstunden) hat Österreich eine wichtige Funktion als Gateway und Knotenpunkt. Knapp zwei Drittel des österreichischen Außenhandels werden mit EU-Staaten betrieben. Besonders eng ist die Partnerschaft mit Deutschland (rund 30 Prozent in beide Richtungen), weshalb Österreich als Zulieferer auch stark unter der Krise der deutschen Automobilindustrie leidet – „wenn Deutschland hustet, ist für Österreich die Grippe nicht weit.“ Jeweils auf Platz zwei positionieren sich aber sowohl bei Importen als auch bei Exporten Nicht-EU-Länder, nämlich die USA (+ 8,5 Milliarden Euro) und China (- 10,2 Milliarden Euro).
... einem starken Herzen gleich
Noch liegt Österreich mit seinem BIP pro Kopf 25 Prozent über dem EU-Schnitt, bei Pro-Kopf-Exporten sogar weltweit auf Platz sieben. Doch das starke Herz hat Rhythmusstörungen. In den vergangenen zehn Jahren fielen wir im IMD World Competitiveness Report um zehn Ränge auf Platz 26 zurück. Lob gibt’s nur für wissenschaftliche Infrastruktur, Umwelt, Gesundheit und die Verflechtung mit dem Welthandel. Als Reaktion auf die Disruptionen der Weltpolitik investiert Österreich laut WKO verstärkt in neue Märkte wie Saudi-Arabien (+ 53 Prozent), Indonesien (+ 26 Prozent) und Thailand (+ 24 Prozent).
Viel gerühmtes Österreich ...?
Noch wichtiger wäre es aber für Österreich, sein Profil als bestens vernetzter Hochtechnologiestandort zu schärfen und sich am Weltmarkt in Zukunftsbranchen wie KI, Grüne Energiesysteme, Med- und Biotech sowie Smart Facturing unverzichtbar zu machen. Denn Österreich gehört laut dem European Innovation Scoreboard 2025 zu den Strong Innovators und zählt bei Schlüsselthemen wie Quantentechnologie und Mikroelektronik zur (Forschungs-)Weltspitze.