Ingrid Brodnig

#brodnig: 4G statt 3G

Wie kriegt man Zugang zu Lokalen? Es gibt nicht nur Genesene, Getestete oder Geimpfte - sondern auch Menschen mit gefälschten Dokumenten.

Drucken

Schriftgröße

Zwei Männer in Niederösterreich sollen Impfpässe gefälscht haben. Laut Polizei sind die beiden geständig - sie ließen anscheinend falsche Stempel erzeugen (einen Arztstempel und einen Stempel der Stadt Wien), um damit gefälschte Covid-Impfpässe herzustellen. Auch gefälschte Covid-19-Testzertifikate sollen verbreitet worden sein. Die Nachfrage nach solchen Angeboten mutet zunächst einmal seltsam an: In Österreich ist die Corona-Impfung kostenlos, und wer noch keinen Impftermin hat, kann einen Corona-Test gratis durchführen lassen. Auf kostenlosem, legalem Weg kann man also der 3G-Regelung entsprechen.

Manche Menschen beharren aber anscheinend auf einem vierten G: Gefälscht verschaffen sich Leute Zugang zur Gastronomie, zu Kulturveranstaltungen oder Freizeit-Events, ohne genesen, getestet oder geimpft zu sein. In einschlägigen Gruppen auf der Online-Plattform Telegram, in denen sich Verschwörungsgläubige austauschen, sind diese gefälschten Pässe Thema. Eine Frau fragt: "Wo kann ich einen Impfpass kaufen? Kennt ihr eine Adresse?"

Oder es wird darüber diskutiert, dass so ein gefälschter Impfpass eine Möglichkeit sei, um "am Leben wieder teilnehmen" zu können, "ohne den Stoff im Körper" zu haben. Mir kam ein Account unter, der gefälschte Impfpässe um 75 Euro verspricht. Auch der deutsche Thinktank CeMAS beobachtete solche Impfangebote auf Telegram. Das Gesundheitsministerium warnt jedenfalls davor, sich mit gefälschten Zertifikaten Zutritt zu Hotels, Restaurants etc. zu verschaffen.

"Ein solcher Vorgang ist als Verstoß gegen die Covid-19-Öffnungsverordnung anzusehen und wird mit einer Verwaltungsstrafe in Höhe von bis zu 500 Euro geahndet. Zudem kann das Vorzeigen von gefälschten Zertifikaten strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen", heißt es auf der Website des Ministeriums.

Ich würde davon ausgehen, dass nur eine kleine Gruppe ernsthaft einen solchen Schritt erwägt. Aber es ist schon bemerkenswert: Manche Menschen scheinen die Impfung und das Testen so sehr abzulehnen und so wenig an die Ernsthaftigkeit des Coronavirus zu glauben, dass sie nicht nur etwas Rechtswidriges tun, sondern dabei auch noch andere potenziell gefährden. Das vierte G in 4G steht nicht nur für "gefälscht": Ein solches Vorgehen muss auch als "gefährlich" eingestuft werden.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.