#brodnig: Bei euch piept’s wohl

Smartphones sind zu penetrant - das wird sich ändern.

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Von diesem Produkt bin ich total begeistert, obwohl es noch nicht einmal erhältlich ist: Siempo. Dieses Handy ist so programmiert, dass man möglichst wenig abgelenkt wird. Es gibt nicht einmal einen App Store auf dem Gerät - man kann also keine Social-Media-Anwendungen wie Facebook oder Twitter installieren.

Ein solch asketischer Zugang bietet den Vorteil, dass das Smartphone nicht ständig vibriert und piepst. Eines der größten Ärgernisse normaler iPhones oder Android-Geräte ist, dass sie darauf ausgerichtet sind, uns möglichst viel Zeit zu stehlen: Alle Apps wollen standardmäßig die Erlaubnis, Benachrichtigungen schicken zu dürfen. Jede neue E-Mail, jede WhatsApp-Nachricht, jede Facebook-Kleinigkeit, sogar total unrelevante Apps können uns dann permanent aus dem Alltag reißen. Es ist umständlich, dem Handy die Aufdringlichkeit abzugewöhnen - das erfordert viele Klicks und einen ständigen Kampf gegen Standardsettings. Ich weiß, wovon ich rede: Auf meinem Smartphone dürfen mich nur noch Anrufe, SMS und einzelne Messenger-Dienste (WhatsApp und Signal) stören. Alle anderen Apps sind stummgeschaltet - selbst E-Mails.

Das Siempo hingegen beinhaltet nur essenzielle Dienste: Telefonieren, SMS, Google Maps, Webbrowser, E-Mail, Notizblock, Wecker. Darüber hinaus bietet es die Funktion, dass man eine bestimmte Zeit lang nicht ins Internet gehen kann - um sich ganz auf die Arbeit oder auf Menschen zu konzentrieren. Die Entwickler werben damit, dass dieses Handy helfe, die "wertvollste Ressource zurückzugewinnen: unsere Zeit“. Um 262 Euro kann man das Gerät auf der Plattform kickstarter.com vorbestellen, im Dezember soll es geliefert werden. Mag sein, dass Siempo vielen Nutzern zu puritanisch erscheint. Nur eines führt das Produkt vor: So penetrant müssen Smartphones gar nicht sein - auch größere Hersteller können von dem Projekt lernen, rücksichtsvollere Gadgets zu entwerfen.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.