Ingrid Brodnig

#brodnig: Die Desinformation in der Klimakrise wird deutlicher

Je mehr wir über ernste Maßnahmen gegen die Erderhitzung diskutieren, desto mehr werden rhetorische Ablenkungsmanöver passieren.

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Je deutlicher die Erderhitzung wird, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass zu dieser Thematik Falschmeldungen kursieren, die darauf abzielen, die Gefährlichkeit der Klimakrise kleinzureden und wissenschaftliche Ergebnisse anzuzweifeln. Das konnte man in den letzten Wochen online beobachten. Nur zwei Beispiele:

– Ein spezieller Typ von Klimakrise-Verharmlosung sind aus dem Kontext gerissene historische Dokumente. So kursierte Ende Juni das Titelbild der deutschen „Bild am Sonntag“-Zeitung vom 7. Juli 1957. Die Schlagzeile lautet: „56 Grad! Ganz Deutschland ein Brutofen!“. Mit dem Foto wird auf sozialen Medien suggeriert, dass es schon früher im Sommer heiße Temperaturen gab. Nur Vorsicht! Das Bild ist echt, aber die Zeitung hat bei dieser Schlagzeile im Jahr 1957 ordentlich zugespitzt: Wetterdaten zeigen, dass es in Deutschland am 6. Juli 1957 maximal 38 Grad hatte (den Faktencheck findet man auf mimikama.at). Die in der Schlagzeile zitierten 56 Grad wurden lediglich in einem Uhrengehäuse gemessen, und das hat die Zeitung boulevardesk zur Überschrift gemacht. Ja, es gab schon früher heiße Sommer, das große Problem ist jedoch, dass sich diese heißen Phasen in einigen Weltregionen in den letzten Jahrzehnten gehäuft haben – und der Mensch diese Erhitzung verursacht.

– Ebenfalls beliebt sind erfundene Zitate: Anders als Postings behaupten, hat Greta Thunberg nicht gesagt, dass chinesische Menschen aufhören sollen, mit Stäbchen zu essen, um Bäume zu retten (den Faktencheck findet man zum Beispiel bei correctiv.org). Außerdem kursierte neulich ein gefälschtes Zitat der deutschen Grünen-Politikerin Annalena Baerbock, welches suggerierte, sie wolle ein Verbot der Hundehaltung, um  zu sparen. Das ist natürlich Unsinn – aber ein beliebtes Spiel: Man unterstellt Menschen, die vor der Erderhitzung warnen, absurde Aussagen, um sie als Person und die Thematik an sich zu diskreditieren. Hierbei handelt es sich um ein „Strohmann-Argument“: Der Gegenseite wird eine Behauptung unterstellt, die diese gar nicht vorgebracht hat, um mit der erfundenen Aussage ihre eigentliche Position zu diskreditieren.

Mein Tipp: Nutzen Sie Sites wie mimikama.at, correctiv.org/faktencheck. Sie werden dort viel über die Klimakrise und Falschmeldungen dazu erfahren. Je erhitzter ein Thema diskutiert wird, je mehr politische Maßnahmen gefordert werden, desto eher sind solche rhetorischen Ablenkungsmanöver zu erwarten.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.