Kolumne

#brodnig: Komm schon, zahl!

Nach Twitter wollen auch Facebook und Instagram ein Abomodell testen. Meines Erachtens überschätzen diese Plattformen ihre Attraktivität.

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Das Unternehmen Meta versucht jetzt ebenfalls, Geld von User:innen auf Social Media herauszulocken. Konkret wird in Australien und Neuseeland ein Abomodell für 11,99 US-Dollar im Monat getestet, umgerechnet 11,25 Euro. Für diesen Betrag bekommt man ein blaues Häkchen, das die eigene Identität verifiziert und bisher eher prominenten oder bekannteren Personen vorbehalten war, sowie beispielsweise einen besseren Zugang zum Kund:innen-Service. Ich bezweifle aber, dass solche Abomodelle von Social-Media-Unternehmen auf Gegenliebe bei der Kundschaft stoßen. Denn wir leben in einer Zeit der Social-Media-Fatigue. Viele Menschen haben eher das Gefühl, dass sie schon zu viel Zeit auf Facebook, Instagram, Twitter etc. verschwenden-da will man nicht auch noch Geld dafür ausgeben. Und wir zahlen für Facebook, Instagram oder Twitter insofern, als wir Zeit und Aufmerksamkeit dort aufbringen, wovon die Unternehmen durch den Verkauf von Werbung profitieren. Im vierten Quartal 2022 hat Facebook zum Beispiel pro User:in in Europa 17,29 US-Dollar eingenommen, umgerechnet 16,22 Euro. Selbst wer für Facebook oder Instagram künftig zahlt, soll weiterhin Werbung im Feed sehen.

Auf Twitter ist das ähnlich: Dort versucht Eigentümer Elon Musk, Twitter stärker zu einem Bezahlservice zu machen. Wer zum Beispiel in Deutschland acht Euro im Monat für "Twitter Blue" zahlt, erhält ebenfalls ein blaues Häkchen, muss aber trotzdem weiterhin Werbung in der Timeline sehen (in Österreich ist "Twitter Blue" noch nicht erhältlich). Elon Musk hat jetzt ein noch teureres Bezahlmodell angekündigt, welches dann werbefrei sein soll. Man muss aber anmerken, dass Musk ein Champion im Ankündigen ist und die Umsetzung seiner Ideen dann auf sich warten lässt. Mich zumindest überzeugen die Bezahlangebote der großen Plattformen bisher nicht. Sollten Social-Media-Apps zunehmend auf Abomodelle setzen, sehe ich eher die Gefahr für diese Unternehmen, dass User:innen zu kostenlosen Apps wechseln. Die große Social-Media-Begeisterung der ersten Jahre, als Facebook, Instagram oder auch Twitter etwas Neues waren, ist längst vorbei: Die Riesen am digitalen Markt müssen eher darum kämpfen, ihr bestehendes Publikum bei Laune zu halten.

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Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.