Ingrid Brodnig

#brodnig: Scan mich!

Kontaktlos attraktiv: die neue Hochkonjunktur des QR-Codes.

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Manche Dinge haben in der Corona-Krise enorm an Bedeutung gewonnen: Masken, Webcams, Netflix-Abos. Etwas weniger beachtet, aber ebenso relevant ist die Technik des QR-Codes. Die viereckigen pixeligen Bilder werden seit Jahren auf vielen Gebieten eingesetzt. Verglichen mit dem klassischen Strichcode, der zum Beispiel im Supermarkt für die Waren-Erkennung verwendet wird, können die quadratischen QR-Codes jedoch viel mehr Information speichern. In einem solchen Bild lassen sich mehr als 4000 alphanumerische Zeichen zusammenfassen.

Das ermöglicht viele Anwendungen. Digitale Boarding-Pässe nutzen zum Beispiel diese quadratischen Bilder. Man scannt sie einfach am Flughafen ein. Ursprünglich stammt die Technologie aus der Industrie: Die japanische Firma Denso Wave hat die Codierungsmethode 1994 erfunden, um bei der Automobilproduktion von Toyota einzelne Autoteile leichter identifizierbar zu machen. Heutige Smartphones können QR-Codes auslesen: Man muss dafür lediglich die Handykamera auf das Bild richten.

Doch in Europa gab es bislang eine gewisse Zurückhaltung bei den Konsumenten, diese Technik zu nutzen: Unter anderem versuchten Marketingleute, Kunden dazu zu bringen, QR-Codes auf Produkten oder Werbung zu scannen - um dann weitere Infos online dazu abzurufen. Aber viele dieser QR-Kampagnen floppten: Einerseits, weil es oft nicht interessant ist, nähere Informationen zu einer Werbekampagne zu bekommen. Andererseits würde ich auch davon ausgehen, dass einige Menschen schlicht nicht gewohnt waren, ihr Handy als Scanner einzusetzen.

Doch das änderte die Corona-Krise: Lokale nutzen QR-Codes, damit sich Gäste registrieren können. Gerade in Zeiten, in denen kontaktlose Vorgänge vermieden werden, ist der Einsatz des Smartphones attraktiv. Das deutsche Beratungsunternehmen Invidis behauptet sogar, dass die Nutzung von QR-Codes seit Beginn der Pandemie um 600 Prozent gestiegen sei. Auch der grüne Pass funktioniert mit den scanbaren Pixel-Bildern. Daran erkennt man, welchen Digitalisierungsschub die Corona-Krise brachte: Während zum Beispiel in Asien QR-Codes schon länger zum Alltag dazugehören, brauchte es in Europa eine Pandemie, um die Vorzüge dieser Technik breiter bekannt zu machen.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.