Ingrid Brodnig

#brodnig - Trotz allem: #Danke

Ich bin seit zehn Jahren auf Twitter. Eine Hassliebe.

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Am 25.Juni 2009 schrieb ich meinen ersten Tweet und meinte damals: "na gut, na gut. jetzt startet mein einwöchiger twitter-testlauf". Offensichtlich sollte es nicht bei einer Woche bleiben. In dieser Dekade hat sich Twitter stark verändert, sowohl, wie die Plattform gestaltet ist, als auch, welche Akteure dort sichtbar sind. Ein kurzes Resümee:

Medium für Journalisten

Vor zehn Jahren war Twitter viel verschrobener - man traf dort vor allem Geeks, also sehr internetaffine Menschen. Und man konnte in Tweets wirklich nur Text inkludieren (nur 140 Zeichen). Mit der Zeit wurde das Design etwas weniger spartanisch: Seit 2010 kann man Bilder in Tweets inkludieren. Und seit 2017 darf man pro Tweet 280 Zeichen schreiben. Formell wurde Twitter also mit der Zeit etwas ausführlicher und komplexer. Vor allem aber änderte sich, wer das Medium nutzt: Vor zehn Jahren waren noch nicht so viele PR-Berater und Journalisten auf der Plattform (außer Armin Wolf, der schrieb schon am 13. Februar 2009 seinen ersten Tweet).

In dieser Dekade wurde Twitter zu dem sozialen Medium schlechthin für Journalisten. Das ist interessant, wenn man österreichische Nachrichten verfolgen will. Es heißt aber auch: Twitter wurde politischer, ernster, auch härter im Ton. Hinzu kam in den letzten Jahren sogar eine Rechtsaußen-Szene. Viele Accounts aus dem Umfeld der rechtsextremen Identitären Bewegung wurden erst 2016 oder 2017 angelegt, wie der Datenspezialist Luca Hammer herausfand. Wer kritisch über die FPÖ oder rechte Akteure twittert, wird mittlerweile häufig unfreundliche Tweets aus dieser Ecke ernten. Früher war das anders.

Manchmal ist Twitter echt mühsam

Ich würde es so zusammenfassen: Manchmal ist Twitter echt mühsam. Die Plattform hat einen Teil ihrer Unschuld, ihres jugendlichen Charmes verloren. Trotzdem bereue ich meine zehn Jahre auf Twitter nicht. Ich lerne weiterhin jeden Tag in den Diskussionen dazu. Denn das Tolle ist nicht die Plattform an sich, sondern, dass man zu jedem Thema (Digitales/Juristisches/Politisches) Experten antreffen wird. An dieser Stelle: Danke an Twitter - und vor allem Danke an die Menschen, die Twitter trotz allem lesenswert machen.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] facebook.com/brodnig twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.