#brodnig: Ungewolltes Digital Detox

Einige Hoteliers haben es immer noch nicht verstanden: Gratis-Internet ist im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit.

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Als internetaffiner Mensch erlebt man immer wieder Momente kompletter Fassungslosigkeit - etwa im Hotelgewerbe. Ich sitze im 13. Stock eines Kongresshotels einer bekannten Kette und merke: Es gibt kein Gratis-WLAN. Stattdessen wird mir die Verbindung mit dem Netz um 3,50 Euro pro Stunde oder um 15 Euro pro Tag angeboten. 15 Euro! Um das Geld kriegt man mittlerweile monatliche Handytarife mit Datenvolumen. Im Jahr 2017 Geld für Internetzugang zu verlangen, ist in etwa so, als würde man den Strom extra verrechnen wollen. Wobei mich das zu einem weiteren Ärgernis bringt: In meinem Hotelzimmer gibt es insgesamt nur zwei Steckdosen - eine für den Fernseher, eine für den Wasserkocher. Wenn ich gleichzeitig Laptop und Smartphone aufladen möchte, muss der Fernseher ausgesteckt werden.

Es ist einfach unlustig, sich beim Reisen ständig über fehlende Steckdosen und mangelhaftes Internet ärgern zu müssen.

Etliche Hotels sind nicht für das 21. Jahrhundert gerüstet: Zwar haben die meisten Reisenden ein Smartphone dabei sowie oft den Laptop oder das Tablet, häufig mangelt es aber an Steckdosen. Nicht selten fehlt beim Bett der Stromzugang - dies erschwert den nächtlichen Ladevorgang des Handys akut. Natürlich kann man meine Kritik als Jammern auf hohem Niveau bezeichnen, aber es ist einfach unlustig, sich beim Reisen ständig über fehlende Steckdosen und mangelhaftes Internet ärgern zu müssen. Zum Vergleich: Jede McDonald's-Filiale bietet mittlerweile Gratis-WLAN an. Und dass in den USA ein Hotel kein kostenloses Internet inkludiert, ist nahezu unvorstellbar - außer es wird dort gezielt "Digital Detox", eine digitale Fastenkultur, angeboten. Wir Hotelgäste im deutschsprachigen Raum machen oft ungewolltes Digital Detox, und dass viele Kunden das so sehen, lässt sich auf Google Maps nachlesen. Für solche Hotels hagelt es online negative Rezensionen. Kein Wunder, im Englischen heißt es: Home is where the WIFI is. Ohne kostenloses WLAN fühlt man sich einfach nicht zu Hause.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.