#brodnig: Wayne kümmert’s?

#brodnig: Wayne kümmert’s?

Von fies bis freundlich: Wie man im Netz seine Gefühle besonders kraftvoll ausdrückt.

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Ich mag am Netzjargon, dass er so verspielt ist. Ist man zum Beispiel überfragt, postet man nicht einfach „ich bin überfragt“, sondern das hier: ¯\_(ツ)_/¯

Und auch wenn man fies sein will, gibt es etliche passende Abkürzungen dafür. Wenn jemand einen Artikel unnötig oder uninteressant findet, kommentiert er einfach „tl;dr“ darunter. Als Autorin vieler Texte finde ich dieses „too long; didn’t read“ eine extrem unfreundliche Rückmeldung.

Ebenso fies: das Wort „Wayne“. Vereinfacht erklärt, steht es für die rhetorische Frage: „Wen interessiert’s?“ Worauf die Antwort in diesem Fall lautet: niemanden.

„Wayne“ ist ein Begriff, der auf unterschiedlichste Weise fürs Dissen – also fürs Verschmähen des Gegenübers – verwendet wird. Es gibt im Internet-Slang den „Waynetrain“, ebenfalls ein Ausdruck, dass etwas absolut nicht interessant ist. User schreiben: „Tut! Tut! Hier kommt der Waynetrain, und der fährt deine Story zum Mount Whateverest.“

Es gibt sogar Videos und T-Shirts, die illustrieren, wie der Waynetrain zu diesem Berg kompletter Gleichgültigkeit fährt. Zum Glück kann man nicht nur fies im Netzjargon sein. Es gibt auch schöne Gesten der Anerkennung – etwa „ymmd“. Die Abkürzung von „you made my day“. Und natürlich ist das Herz <3 eine charmante Geste.

Aber eines ist offensichtlich: Die freundlichste Reaktion im Internet ist wohl, jemandem ein Katzen-GIF zu senden. Also eines dieser Bewegtbilder mit Katze darauf. Weil nichts zeigt Sympathie so sehr, wie einer Person unterhaltsame Tierchen zu schicken.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] facebook.com/brodnig twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.