Ingrid Brodnig

#brodnig: Wie Dating-Apps intime Details weiterreichen

Dating-Apps gehen nicht vertrauenswürdig mit persönlichen Daten um – sondern reichen intime Details weiter.

Drucken

Schriftgröße

Dating-Apps speichern sensible Informationen – von der sexuellen Orientierung bis hin zu Details der eigenen Persönlichkeit. Die Partnerbörse OkCupid fragt User zum Beispiel, wie oft sie masturbieren oder ob sie auch härtere Drogen nehmen. Nun stellt sich heraus: Sensible Daten wurden auch an andere Unternehmen weitergegeben, etwa an Werbepartner oder Analysefirmen. Das zeigt ein Bericht der norwegischen Verbraucherschutzorganisation Forbrukerrådet. Sie testete zehn populäre Apps für Smartphones, darunter Dating-Dienste wie Tinder, OkCupid oder Grindr. Insgesamt gaben die zehn Apps Daten an mindestens 135 Drittunternehmen weiter, die im Netz auf Werbung oder Personalisierung spezialisiert sind. Grindr zum Beispiel nutzen schwule oder bisexuelle Männer. Allein die Information, dass jemand Grindr nutzt, ist sensibel – nicht zuletzt, weil wohl nicht jeder User geoutet ist. Grindr jedoch teilte einem Werbepartner sogar mit, ob jemand in seinem Profil angegeben hatte, ob er „bi“ oder „schwul“ ist, sowie seine Advertising ID (mit der ein User über mehrere Geräte hinweg identifizierbar ist).

Es ist nicht normal oder rechtlich in Ordnung, wenn sensible Daten (etwa über die sexuelle Orientierung) an Dritte weitergereicht werden.

Tinder wiederum kommunizierte einem Analyse-Unternehmen, welchen „Gender Filter“ User in der App genutzt hatten – also ob man nach Männern oder Frauen suchte. Die Verbraucherschützer vertreten die Ansicht, dass etliche Vorgänge gegen die Datenschutzgrundverordnung verstoßen. Konsumenten hätten „keine Möglichkeit, zu wissen, welche Unternehmen ihre Daten verarbeiten und wie sie das stoppen könnten“. Als das bekannt wurde, posteten einige User online prompt, dass das nicht überraschend sei oder auch, dass man lieber offline Leute kennenlernen sollte. Es stimmt natürlich, dass wir in einer Zeit leben, in der man mit allzu freizügiger Datenweitergabe rechnen muss. Trotz dieses Wissens sollten wir vorsichtig sein und diesen Umstand nicht als Normalität empfinden – es ist nicht normal oder rechtlich in Ordnung, wenn sensible Daten (etwa über die sexuelle Orientierung) an Dritte weitergereicht werden, ohne dass der Konsument davon weiß und dem ausdrücklich zugestimmt hat. Ich halte es auch für falsch, zu empfehlen, Leute sollten lieber offline nach einem Partner Ausschau halten: Unser Ziel sollte nicht sein, die Zeit zurückzudrehen. Wir sollten von Internetdiensten verlangen, unser Recht auf Privatsphäre ernstzunehmen.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] facebook.com/brodnig twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.