Ingrid Brodnig

#brodnig: Wikipedias Schätze

Wenn Sie mal wieder schmunzeln wollen, sollten Sie sich diesen Instagram-Kanal ansehen.

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Es gibt auch Social-Media-Accounts, die die schönsten Seiten des Internets repräsentieren: Ein solches Profil findet sich auf Instagram und heißt „depthsofwikipedia“. Wie der Name schon erahnen lässt, wird in die Tiefen der englischsprachigen Wikipedia geschaut – und es werden lexikale Einträge zitiert, die überraschend oder unterhaltsam sind. Von diesem Instagram-Kanal habe ich in den vergangenen Wochen einiges gelernt. Ein paar Beispiele: 

> Wenn in früheren Zeiten in britischen Nachrufen über eine verstorbene Person zu lesen war, „he never married“, dann war dies ein Euphemismus, mit dem ausgedrückt werden sollte, dass jemand homosexuell war.

> Das japanische Wort „Tsundoku“ beschreibt jenen Vorgang, bei dem man Bücher kauft, herumliegen lässt und dann nicht liest. 

> Die englischsprachige Wikipedia kennt den Begriff der „Panda Pornography“: Dieser beschreibt, dass Pandas in Gefangenschaft einen besonders niedrigen Sexualtrieb haben, sodass in asiatischen Zoos bereits ausprobiert wurde, diesen Tieren Filmaufnahmen von kopulierenden Artgenossen zu zeigen – was anscheinend zum Teil fruchtete.

> Und noch ein Detail aus Asien: Der Satz „I would rather cry in a BMW“ hat ebenfalls einen eigenen Wikipedia-Eintrag. In einer chinesischen Verkupplungs-TV-Show fragte ein arbeitsloser Teilnehmer die umworbene Kandidatin, ob sie mit ihm bei einem Date gemeinsam Rad fahren würde. Woraufhin die junge Frau sagte: „Ich würde lieber in einem BMW weinen, als auf einem Fahrrad zu lachen.“ Der Dialog löste eine Kontroverse aus, wie materialistisch die heutige chinesische Kultur ist.

Zugegeben: All diese Details fallen eher in die Kategorie „Unnützes Wissen“. Aber genau deshalb möchte ich den Instagram-Kanal „depthsofwikipedia“ empfehlen. Denn wir leben einerseits gerade in ernsten und oft unlustigen Zeiten, da ist ein bisschen digitaler Eskapismus durchaus angebracht (und man lernt einiges dazu, zum Beispiel über das Sexualverhalten von Pandas). Und andererseits ist es gut, zu sehen, dass es nicht nur Aufregerthemen im Netz gibt, nicht nur wütend machende Postings oder sehr ernst geführte Debatten. Es gibt eben auch Kanäle wie „depthsofwikipedia“, die zeigen, dass die Welt ein ziemlich kurioser und oft auch sehr unterhaltsamer Ort ist.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.