Ingrid Brodnig

#brodnig: Zu nah dran

Es gibt beeindruckende Unterschiede, wie kompetent Prominente soziale Medien nutzen.

Drucken

Schriftgröße

Eigentlich ist es toll, dass man im Netz bei weltberühmten Stars mitlesen kann. Das ist ein Grund für den Erfolg sozialer Medien. Zum Beispiel melden sich viele Teenager auf Twitter an, nicht um uns Journalisten zuzuhören (auch wenn wir das gern glauben würden), sondern um ihren Vorbildern zu folgen. Nur stellt sich heraus, dass man Stars online auch zu nah sein kann - wenn diese sich durch ihre eigenen Wortmeldungen entzaubern.

Ich unterscheide zwischen drei Sorten von Prominenten im Netz: jene, die soziale Medien eloquent nutzen und damit zusätzlich Sympathie aufbauen; dann jene, die ein bisschen verschroben kommunizieren, aber in dieser Verschrobenheit ganz unterhaltsam sind; und drittens jene, die mit ihren Posts ständig Eigentore schießen. Zuerst zu den Social-Media-Wunderwuzzis: Arnold Schwarzenegger ist einer davon. Wahrscheinlich gibt es einige, die ihn als republikanischen "Gouvernator" in Kalifornien furchtbar fanden, aber mittlerweile begeistert sind, wie klug und witzig er über Umweltschutz und Klimawandel postet. Arnie ist ein gutes Beispiel, wie man auf sozialen Medien das eigene Image stärken kann.

Selbst weltberühmte Menschen sind nicht immer professionell, sondern manchmal tollpatschig.

Zur zweiten Kategorie zählt Cher. Sie nutzt Twitter oft für unnötige Nachrichten, schreibt etwa: "komplett geschlaucht bis später!". Auch verwendet die Sängerin in ihren Tweets mehr Emojis als viele Teenager. Das ist so verschroben, dass es schon wieder unterhaltsam ist.

Und dann gibt es noch jene Promis, die sich selbst schaden: Etwa Tesla-Gründer Elon Musk. Lange war er ein schillernder Held der digitalen Szene - bis er mit erhitzten Tweets auffiel. Der totale Tiefpunkt war, als er einen der Taucher, der die zwölf eingeschlossenen Burschen in Thailand rettete, als "Pädophilen" bezeichnete - ohne irgendeine erkennbare Grundlage. Mittlerweile hat Musk in seinem eigenen Unternehmen an Macht verloren, auch weil er online so impulsiv auftrat.

Das Ganze hat aber auch etwas Beruhigendes: Selbst weltberühmte Menschen sind nicht immer professionell, sondern manchmal tollpatschig, oder sie fallen teils komplett aus ihrer Rolle. Das lässt sie zwar weniger außergewöhnlich aussehen - aber auch ein bisschen menschlicher.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.