Das Bild zeigt einen Smashburger mit Pommes, Ketchup und Mayonnaise
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„El Reno Grill“: Der nächste beste Smashburger Wiens

Bei „El Reno Grill“ entstehen Gefühle eher durch innere Werte als durch Optik: Eine kleine Burger-Liebesgeschichte.

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Superlativ und Hype, die beiden sind einander nicht nur sympathisch, nein, sie haben so was wie ein Gspusi miteinander. In den vergangenen Jahren eröffneten in Wien ziemlich viele, ziemlich gehypte Smashburger-Lokale – und alle hatten sie das beste Fleisch, das frischeste Bun, die tollste Sauce. Das am Griller platt gedrückte und scharf angegrillte faschierte Laberl lovebombte die Hauptstadt mit sehr viel Aufmerksamkeit – so manch einer könnte sich davon erdrückt fühlen.

Tatsächlich ist es mit Trends oft so wie mit Gspusis: Nur wenige halten für immer (Döner Kebab), andere sind nur eine absurde Phase und von vornherein zum Scheitern verurteilt (jede Speise, die jemals mit Blattgold bearbeitet wurde), und wieder andere sind irgendwie vorbei, aber gleichzeitig so prägend, dass man sie nie mehr so ganz abschütteln wird können (wie die unglaublich einfallsreiche Reis-Gemüse-Mischung „Bowl“).

Das Bild zeigt das Burgerlokal El Reno Grill von außen
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Solche Gefühlsduseleien halten das Wiener Smashburger-Projekt „El Reno Grill“ nicht davon ab, das hippe Pop-up-Lotterleben hinter sich zu lassen und es jetzt mit etwas Beständigem zu versuchen: In der Schwarzspanierstraße im 9. Wiener Gemeindebezirk hat man sich in einen fixen Standort verliebt und fügt jetzt dort der „Smashburger“-Geschichte ein neues Kapitel hinzu. Romantische Zwischentöne suchen Turtelnde vor Ort aber vergebens: Wände und Boden in Betonoptik, Tische in Edelstahl glänzend, immerhin die Grillplatte strahlt wärmende Behaglichkeit aus.

Der Cheeseburger (Bild ganz oben) sieht auf den ersten Blick jedenfalls eher nach Friendzone aus. Ein labbrig wirkender Bun in Alufolie, serviert in einem geschmacksbefreiten Plastikkorb. Gefühle erblühen erst bei genauerem Hinsehen: Das Rindfleisch wurde dem aktuell schwer angesagten Reifungsprozess „Dry Age“ unterzogen und ist außen smashtypisch knusprig und trotzdem sehr saftig. Auf die nächste Ebene heben den Burger dann aber erst die selbst eingelegten Gurken in Verbindung mit Senf-Mayo. Das schmeckt wie eine Senfgurke, was zwar einleuchtet – aber eben auch exakte Feinabstimmung offenbart. Der „American Cheese“ schmilzt in jede Pore des Gesamtwerks hinein, das Chipotle-Ketchup (also geräucherte Jalapeño-Tunke) in Verbindung mit der süß präparierten Zwiebel tut ihr Übriges – ein Burger, der die Sinne berührt.

Ein bisschen weniger Liebe gibt’s für das Pastrami-Sandwich (Bild unten) – auch wenn es ein netter Kerl ist. Es verweigert Fernbeziehungen zum Großteil und verwendet regionale Produkte: Das gepökelte Rindfleisch – mit dem man es zum Glück nicht komplett übertreibt – kommt von Wiens bestem, im 23. Wiener Gemeindebezirk gelegenen Fleischhacker Hödl; das Toastbrot hat der Starbäcker Joseph gefertigt. Gurke und Senf-Mayo sind hier genauso gut wie im Burger. Der Schweizer Käse bleibt wenig im Gedächtnis, die Kartoffelchips als Beilage tun nicht weh, sind aber Standard. Gleiches wäre auch von der quer am Korb liegenden Pfefferoni zu berichten.

Das Bild zeigt ein Pastrami-Sandwich mit Chips und Hash Brown
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Die Beilagen setzen sich derweil stark für den Bestand des Beziehungsbäuchleins ein: Die Pommes sind knusprig, der Hash Brown verwendet legale Zutaten, entspannt aber trotzdem. Klassischerweise kommt der aus geriebenen Erdäpfeln hergestellte Taler aus der Pfanne, hier war es ziemlich sicher die Fritteuse, aber wer wird denn beim ersten Date gleich jede Kleinigkeit ankreiden!

Die Entstehungsgeschichte des Smashburgers ist umstritten, fest steht: Es gibt ihn schon wesentlich länger, als er uns hier schöne Augen macht. Ob es wirklich noch ein neues Lokal braucht, das ihn kredenzt, sei dahingestellt. Andererseits: Etwas, das immer und überall für einen da ist, strahlt Stabilität aus. Wenn die Stabilität dann noch überall so gut schmecken würde wie im „El Reno Grill“, ja, dann wäre sogar der Superlativ denkbar: Fix zam!

Stimmung: Stahl und Beton meet Fleisch und Brot 
Empfehlung: als Date-Location nur in Fällen von „Eh schon wurscht“ in Betracht ziehen 
Preisverhältnis: Burger: 10 Euro, Sandwiches: 10-12 Euro, Beilagen: 3-4 Euro, Combo Burger-Side-Getränk: 15 Euro

El Reno Grill 
Schwarzspanierstraße 15 
1090 Wien 
Mo–Fr 11–20 Uhr
instagram.com/elrenogrill

Stephan Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.