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Zu krass, um wahr zu sein - trotzdem glauben es viele. Sieben Arten von Fehl- und Desinformation, Teil 7.

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Gerade in Wahlkampfzeiten kursieren online erfundene Meldungen über einzelne Kandidaten: Das ist der siebente und schwerstwiegende Typ von Desinformationen im Netz, vor denen die Organisation "First Draft News" warnt. Auch in Österreich kennen wir solche Beispiele: Im Bundespräsidentschaftswahlkampf tauchte ein fingiertes Dokument auf, das suggerierte, Alexander Van der Bellen sei todkrank und müsse unter Sachwalterschaft gestellt werden. Aber auch im aktuellen Wahlkampf scheint es zunehmend hart zu werden: Auf rechten Facebook-Fansites wurde unlängst ein Sujet verbreitet, das ein unvorteilhaftes Foto von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zeigt und behauptet, die Pensionserhöhung seitens der Regierung würde Mindestpensionisten nichts bringen - zwei Rechenbeispiele auf dem Bild sollten dies illustrieren. Doch beide Beispiele sind falsch - ein irreführendes Zahlenspiel. Je näher der Wahltermin rückt, desto mehr muss man davon ausgehen, dass solche Erfindungen zunehmen und über Parteichefs wie Kern oder Sebastian Kurz (ÖVP) allerlei Falsches kursiert.

Besonders beliebt sind erfundene Zitate: Einem Kandidaten wird ein Satz in den Mund gelegt, damit sich die eigene Zielgruppe über den politischen Feind aufregt. In Deutschland, wo am 24. September ein neuer Bundestag gewählt wird, kursieren solche erfundenen Zitate bereits. Staatsministerin Aydan Özoğuz (SPD) wurde folgende Aussage untergeschoben : "Pauschal sollten wir Kinderehen nicht verbieten und uns auch nicht in die Belange muslimischer Mitbürger einmischen. Das ist die Aufgabe von Scharia-Gerichten." Das hat die Politikerin natürlich nie gesagt, aber selbst solch absurde Behauptungen hält ein Teil der User für wahr - die Aussage wurde mit "Wer so retet (sic!) ist der letzte Abschaum" kommentiert.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.