Hausverstand

Burgtheater-Affäre: Neue brisante Fragen zu Prüfbericht und Schulden

Aktuell. Neue brisante Fragen in der Burgtheater-Affäre zu Prüfbericht und Bankschulden

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Heute bekommt der Burgtheater-Aufsichtsrat den Endbericht der forensischen Untersuchung der KPMG-Prüfer vorgelegt, unter die Lupe genommen wurden darin die Vorwürfe gegen die entlassene Burgtheater-Vizedirektorin Silvia Stantejsky. Um 15.30 Uhr wird Georg Springer, Chef der Bundestheater Holding, in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz dazu Stellung nehmen. Nur eine zentrale Protagonistin fehlt in diesem vorläufigen Schlussbild: Silvia Stantejsky. Auf Anfrage von profil teilten die Rechtsvertreter der ehemaligen Geschäftsführerin (HHL Rechtsanwälte) mit, „dass der KPMG Bericht bis dato nicht Frau Mag. Stantejsky bereitgestellt wurde. Weder der Inhalt des Zwischen- noch des Endberichts ist Frau Mag. Stantejsky daher bekannt. Frau Mag. Stantejsky hat erst aus den Medien von den im Zwischenbericht erhobenen konkreten Vorwürfen erfahren.“

Das widerspricht massiv dem, was von Georg Springer und Matthias Hartmann kommuniziert wurde. Ende Jänner kündigte Springer nämlich noch an, man wollte den Endbericht abwarten, dieser solle zuerst Stantejsky vorgelegt werden, damit sie dazu Stellung nehmen könne, dann dem Aufsichtsrat und dann erst der Öffentlichkeit präsentiert werden. Wie man hört, soll Hartmann am Montag noch Teilen des Ensembles versichert haben, seine ehemalige Mitarbeiterin, die er immer als „enge Freundin“ bezeichnete, habe den Bericht erhalten. Auch Kunstminister Josef Ostermayer hatte im Gespräch mit der Tageszeitung „Der Standard“ jüngst noch betont, er wolle die forensische Untersuchung abwarten, bevor er in der Causa Burg eine Entscheidung zu fällen gedenke. Schließlich könne die entlassene Vizedirektorin vielleicht noch einiges aufklären. „Frau Mag. Stantejsky hätte selbstverständlich zu den Ergebnissen des Berichts Stellung genommen und dabei allfällige Vorwürfe entkräftet. Dazu hat sie jedoch nie Gelegenheit erhalten, obwohl man ihr das zugesagt hatte“, so die Anwälte. „Auf unsere Urgenz hin wurde Frau Mag. Stantejsky lediglich aufgefordert, vier Fragen zu beantworten, was unverzüglich erfolgt ist. Frau Mag. Stantejsky konnte die in den Fragen aufgeworfenen geringfügigen Differenzen bei Überweisungsbeträgen restlos aufklären.“

Bankschulden exorbitant gestiegen
Eines ist gewiss: Silvia Stantejsky stand in den vergangenen Wochen im Zentrum der Aufmerksamkeit, konnte selbst aber medial nicht mitmischen – nicht einmal, um das Offensichtliche zu klären: Das Burgtheater hat über seine Verhältnisse gelebt. „Jedem hätte auffallen können, dass etwas nicht zusammenpasst“, meinte Martin Wagner, KPMG-Prüfer in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“. „Wenn man mehr ausgibt, als man hat, dann steigen die Schulden. Wenn dann trotzdem ein ausgeglichenes Ergebnis vorliegt, sagt einem der Hausverstand, dass da etwas nicht zusammenpasst“, so Wagner. In der Tat bemerkt sogar ein Laie beim Blick in die Bilanzen des Vorbereitungsjahres von Matthias Hartmann, dass die Bankschulden exorbitant gestiegen sind. Stehen 2008 unter „Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“ noch Euro 1.723.200,47 im Jahresabschluss, so ist dieser Betrag 2009, in Hartmanns Antrittsjahr, auf 5.166.886,55 angestiegen. Wie ist es möglich, dass die Bankschulden in nur einem Jahr um rund dreieinhalb Millionen Euro wachsen? Das widerspricht der von Matthias Hartmann beharrlich vorgebrachten These eines langsamen, aber beständigen Anstiegs der Fixkosten. Der Burg-Chef kann auf jeden Fall nicht behaupten, von den Bankschulden nichts gewusst zu haben: Der Jahresabschluss wird von ihm unterschrieben.

Karin   Cerny

Karin Cerny