Essen von oben aus dem Tapas-Lokal Paco Ribera
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Sommer-Feeling in Wien-Donaustadt: Die Tapas-Bar „Paco Ribera“

Die Wiener Tapas-Institution „Paco“ hat einen neuen Standort am anderen Ufer der Donau eröffnet: das „Paco Ribera“.

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Manchmal haben es zwei, die eigentlich schwer aneinander interessiert sind, nicht ganz leicht, zueinander zu finden. Die Gesamtsituation, sie passt einfach nicht. So wie im Fall des vor Kurzem im 22. Wiener Gemeindebezirk eröffneten „Paco Ribera“, des neuesten Ablegers des in der Nussdorfer Straße zu einigem Ruhm gekommenen Tapas-Eldorado „Paco“. Gast und Wirt, sie wollten in diesem Fall einfach partout nicht zusammenfinden. 

Die Wirtsleute – das sind in diesem Fall zwei Nichtspanier. Patrick Troger, Tirol, und Dominik Müller, Oberösterreich – wollten eigentlich schon zu Sommerbeginn einen spanischen Touch an das Ufer der Neuen Donau spülen. Es wäre auch alles bereit dafür gewesen, wie Müller nicht ohne Seufzen erzählt, doch es fehlten die Genehmigungen. Im heurigen Herbst war es dann so weit, ein nicht unbedingt idealer Zeitpunkt für eine Neueröffnung in der Nähe eines Flusses.

Der Gast, der hat’s aber auch nicht ganz leicht mit dem „Paco Ribera“: Das Kartenmaterial einer bekannten Suchmaschine kann mit den Gegebenheiten vor Ort nicht gut umgehen – so kann es passieren, dass man zwar irgendwie angekommen ist, aber das Lokal trotzdem nicht sieht. Die App des öffentlichen Nahverkehrs lässt einen überdies bei der falschen U-Bahn-Situation aussteigen. Es geht also vorbei an Bauzäunen, Hochhäusern und Absperrungen – irgendwie auch ganz schön so eine unfreiwillige Wanderung. Im „Paco Ribera“ gibt es diesbezüglich Problembewusstsein: Müller hat jede erdenkliche Art der Anreise mit vielen Pfeilen auf der Website kindgerecht aufbereitet, ein Blick ins Netz hätte also alles leichter gemacht.

Nicht nur an die Wegbeschreibung wurde gedacht: Es gibt Teller mit „Paco Ribera“-Logo, fesche Menükarten mit goldenem Logo, neue Gläser, schicke Möblierung – schöner wird’s nimmer. Inhaltlich setzen Müller und Troger auf ein Programm, das die Kundschaft schon aus dem Original-„Paco“ und dem kleineren, im 1. Bezirk beheimateten „Reserva Iberica“ kennt.

Essen von oben aus dem Tapas-Lokal Paco Ribera
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Die „Degustación de ibéricos“ (Bild oben) führt einmal durchs Schwein-Aufschnittprogramm. Es gibt Chorizo, Lomo (das Rückenfilet) und einen „Paleta de bellotta“ (also Schinken). Auf den „Jamón de bellota gran reserva“ wird im 22. Bezirk leider verzichtet, das schadet dem Gaumen, schont aber das Budget.

Das „Pan con tomate“ ist sowieso oberste „Paco“-Pflicht, das getoastete Schwarzbrot mit dem Tomatensalat drauf funktioniert immer, genauso wie der Mix aus verschiedensten Olivensorten. Die Gambas in Öl (Bild ganz oben) sind ebenfalls „Paco“-Standard: schön glasig, aber nicht zu viel davon. Dazu kommen viel Knoblauch, Chili und Öl. Die Ährenfische (Bild unten) wurden frittiert und mit Aioli getoppt. Fett ist Geschmacksträger – aber es ist halt auch fett. Zitronenhälften sorgen für etwas Auflockerung.

Essen von oben aus dem Tapas-Lokal Paco Ribera
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Jetzt zum Haupttapa: Iberico-Schwein, gegrillt, im Kern rosa, mit frittierten Erdäpfelwürfeln und einer geräucherten Paprikacreme (Bild unten). Man kann es kurz machen: Alles, was im „Paco Ribera“ an Fleisch, Fisch und Gemüse auf den Teller kommt, hat Qualität. Nur bei der Pilzmischung wurde etwas gar zaghaft gewürzt.

Essen von oben aus dem Tapas-Lokal Paco Ribera
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Zum Abschluss gibt’s noch einen tadellosen Cheesecake – oben schön dunkel gebacken, innen herrlich cremig. Eigentlich ist das alles hier ja zum Teilen gedacht, aber die Regel gilt doch nicht für Desserts, oder?

Wenn man sich nicht zu sehr an der gut ausgebauten Sherry-Auswahl labt, findet man den Weg heim leichter als den Weg hin. Am Ende bleibt trotz der Qualität ein kleines „Aber“: Welche Marktlücke genau soll das transdanubische „Paco“ schließen? Es gibt halt schon das Ur-„Paco“. Dort hat man ähnliches Essen, eine umfangreichere Karte, eine ebenfalls qualitätsbewusste Preisgestaltung und eine etwas heimeligere Atmosphäre. Am Ende wird das „Paco Ribera“ wohl erst im Sommer mit geöffneter Terrasse zu voller Größe auflaufen. Besser nicht so lange warten und rausfahren – die Sonne strahlt dort von den Tellern.

Stimmung: Spanien zwischen Wiener Hochhäusern
Empfehlung: Die Anreise besser gut planen  
Preisverhältnis: 4 bis 32 Euro, pro Person ca. 50 Euro für das Essen kalkulieren 

Paco Ribera
Donau-City-Straße 13E 
1220 Wien 
Mo–Sa 11:30–23 Uhr 
pacoribera.at

Stephan Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.