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Neues „Mochi“-Lokal „Chicken Karate“: KFC für Fortgeschrittene

Japanische Kampfkunstküche: Die Wiener Fusion-Institution „Mochi“ frittiert im „Chicken Karate“ Geflügel.

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Wo ist Eduard Dimant? Das „Mochi“-Mastermind hat am vergangenen Dienstag gemeinsam mit dem zweiten „Mochi“-Mastermind Tobias Müller den meisterwarteten Fastfood-Stand der Saison eröffnet, doch zu sehen ist Dimant dort nicht.

In der nagelneuen „Mochi“-Dependance „Chicken Karate“ überlässt er das Reden wie immer Tobias Müller. Vielleicht versteckt er sich aber auch ganz einfach vor der versammelten Wiener Gastro-Kritiker- und Food-Blogger-Szene, die sich schon am ersten Tag hier am Vorgartenmarkt eingefunden hat. Der Laden brummt, die Leute stehen teilweise von der offenen Selbstbedienungsküche bis vor die Tür hinaus an.

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Das verwundert nicht: Müller und Dimant haben 2012 vom kleinen Ur-„Mochi“ in der Praterstraße ausgehend so etwas wie eine eigene Gastro-Erlebnis-Welt geschaffen: Schnelles Mittagessen? Auf ins „O.M.K“! Den Eltern vom Land mal „was anderes“ zeigen? Ab in die „Kikko-Ba“! Erkältet? Suppe schlürfen in der „Mochi Ramen Bar“! Candle-Light-Dinner? „Cucina Itameshi“ im Dogenhof! Und jetzt also Hendl-Burger und Frittiertes – ein Konzept, das die Stadt bisher nicht unbedingt vermisst hat.

Im Karate-„Mochi“ erschlägt man die Neugierigen zu Beginn dann aber doch ein bisschen: Nicht jeder weiß sofort, dass „Nasu“ Aubergine beinhaltet und der „Nasu Tonkatsu Burger“ also die vegetarische Alternative darstellt. So eine kleine Guideline auf der McDonald’s-artig über der Küche platzierten Leuchtreklame-Menükarte wäre da schon durchaus hilfreich.

Die Oberglucke, der „Chicken Nanban Burger“, (Bild ganz oben) ist ein frittierter Hendlschenkel in einem Brioche-Bun – eine gute Idee, die Brust hätte niemals diese Saftigkeit behalten. Dazu gibt’s zweimal Sauce; einmal Tatar, einmal süß-saure Nanban-Sauce und noch Salat sowie „MSG Gurken“. In der Regel steht MSG für „Mononatriumglutamat“, und Sie kennen den verstärkenden Geschmack aus der geheimnisvoll-tollen Wok-Pfanne beim Wirten des Vertrauens. Der Burger ist ein appetitlich-saftiges Werk, das mit nicht zu vielen Zutaten angreift.

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Der bereits erwähnte „Nasu Tonkatsu Burger“ (Bild oben) tauscht das Hendl in der Panade gegen eine Aubergine aus. Das Gemüse selbst wäre wohl gerne von Haus aus so pikant, wie es das ihm nachempfundene Emoji ist, es bleibt aber in der Realität halt dann doch oft eine trockene Angelegenheit. Bei richtiger Bearbeitung, wie der dem österreichischen Gaumen besonders schmeichelnden Panier-Frittierung, ist es aber ebenfalls genießbar. Der Burger schielt mit einer aus getrockneten Tomaten hergestellten Salsa in Verbindung mit Rucola in Richtung Italien. Eine sichere Bank also – top abgestimmt mit Tonkatsu-Sauce.

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Die gebackenen Hühnerfilet-Tenders (Bild oben) stehen auf einem rohen, etwas unnötigen Krautsockel, sind mit Curry-Pulver bearbeitet worden und dadurch eine recht würzige Angelegenheit. So richtig nach vorn geht dann aber der sogenannte Karate-Dip, wenn da kein Chili drin ist, geb ich den schwarzen Gürtel wieder zurück. Die ebenfalls anwesende Sour Cream schwächt die Schärfe ein bisschen ab. In Summe ist nichts falsch daran, die Saucen sind aber spannender als das Hendl.

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Generell ist man im „Chicken Karate“ gerne schärfer unterwegs: Das „Karate Cabbage“ wurde roh mit einem Wasabi-Zitrus-Dressing und Daikon-Rettich vermengt. Das wird mit der Zeit zum Krenreiben scharf – aber es macht auch süchtig. Die Dirty Fries sind knusprig ausgebacken, davon hat man aber nicht mehr viel – Currysauce und Sour Creme darüber erzeugen eine (gewollt) ertränkende Wirkung. Die im Haus eingelegten, moderat säuerlichen Gurken heißen „Sensei Pickles“ (Bild oben) – und sind so meisterlich, wie eine Gurke nur sein kann.

Und plötzlich regt sich was im Augenwinkel: Dimant steht tatsächlich hinter Vorhängen in einem kleinen Kammerl neben der Küche. Vor knapp zwei Jahren eröffnete der bisher opulenteste Mochi-Ableger „Cucina Itameshi“ im Dogenhof – das „Chicken Karate“ ist das genaue Gegenteil davon: Dimant frittiert Hendl und legt es in einen Burger hinein. Trotzdem es ist jederzeit unverkennbar „Mochi“, auch wenn gar keine Trüffel-Majo im Spiel ist. Unter der mitten im Lokal hängenden Discokugel wird in nächster Zeit wohl noch viel getanzt werden. Yoi!

Stimmung: KFC für Foodies 
Empfehlung: nicht wegen der Mochi-Majo kommen 
Preisverhältnis: Bites: 8–9 Euro; Burger und Sandwich: 13 Euro; Salate, Pommes und Beilagen: 3–7 Euro

Chicken Karate
Vorgartenmarkt, Stand 16, 1020 Wien
Di–Sa 12–21 Uhr
chicken-karate.at

Stephan Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.