Luxus-Pferdetransporter für das ÖOC

Affäre. Ex-ÖOC-Generalsekretär Jungwirth kaufte Edel-Lkw für seine Reitpferde auf Rechnung des olympischen Comités

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Der beschauliche Ort Grabern in Niederösterreich kann nur mit wenig Sehenswürdigkeiten aufwarten: eine Kirche, eine Volksschule, einige Weinbauern, typische Weinviertler Straßengehöfte. Aber am Rande der 1350-Seelen-Gemeinde liegt eine schmucke Immobilie: ein Herrschaftshaus in Schönbrunner Gelb im Ortsteil Mittergrabern, samt Garage für bis zu zehn Luxuskarossen. Daneben mehrere Pferdekoppeln und ein riesiger Stall mit 1500 Qua­dratmetern.

Auf dem grün lackierten Schiebetor eine kleine Tafel: „Reitverein Fuchsenloch“. Doch eigentlich heißt der Verband „Reitverein Mittergrabern“. Vorsitzender des Vereins und Besitzer des Anwesens ist Dr. Heinz Jungwirth, einst allmächtiger Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), gegen den nun die Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Untreue ermittelt. Für Jungwirth gilt die Unschuldsvermutung.

Geheimkonto.
Laut Anrainern parkte vor dem Reitstall oft ein brauner Lkw der Marke MAN: ein luxuriöser Pferdetransporter, ausgestattet mit einem Wohnabteil samt Küchenblock, Dusche und Satelliten-TV-Empfänger, dahinter Platz für bis zu vier edle Turnierpferde. „Horses on Tour“ steht protzig auf der Wagenfront.

Das Fahrzeug ist eine teure Sonderanfertigung. Allein das Fahrgestell mit Motor kostete über 100.000 Euro. Dazu wurde von dem niederländischen Karosserieunternehmen Roelofson der Aufbau nach Maß gefertigt: Kostenpunkt: 250.000 Euro. Angekauft wurde der Luxus-Trailer im Jahr 2004 von Heinz Jungwirth. Seine kolportierte Jahresgage von über 250.000 Euro musste er dafür nicht antasten.

Denn bestellt und bezahlt wurde der Lastwagen vom Österreichischen Olympischen Comité. profil exklusiv vorliegende Unterlagen, die auch die Staatsanwaltschaft prüft, belegen die Finanztransaktionen vom geheimen ÖOC-Konto Nr. 4293700 bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Im Jänner 2004 überwies das ÖOC 77.000 Euro für „Lkw-Ankauf“ an ein belgisches Unternehmen, offenbar als Anzahlung.

Am 15. April 2005 schickte die niederösterreichische Firma Harald Laimer Transport Logistik an Jungwirths Wiener Privatadresse eine schriftliche Bitte „um Überweisung einer Akontozahlung für den Mietkauf in Höhe von 20.000 Euro“. Fahrzeug und Fahrgestellnummer passen zum Pferdetransporter.

Am 20. April 2005 ließ Jungwirth den Betrag anweisen. Der Beleg trägt die Unterschriften von Jungwirth und seiner Stell­vertreterin Manuela K. „Dr. Jungwirth – Öst.O.Com“ steht handschriftlich in der Rubrik „Auftraggeber“. Das Fahrzeug wurde von Laimer gewartet. Die Rechnungen dafür wurden immer an Heinz Jungwirth geschickt. Ein Wasser­eintritt im Kofferaufbau wurde um 920 Euro repariert, ein Batteriegebrechen um 677 Euro oder eine Panne auf der Südautobahn, wo jemand irrtümlich Benzin statt Diesel getankt hatte, um 867 Euro. Stets beglich Jungwirth laut Belegen die Beträge vom ÖOC-Konto, obwohl es keine direkte Verbindung zum olympischen Sport gab. „Das ÖOC kauft ja auch keine Autos für die Skirennfahrer“, ärgert sich ein Mitarbeiter der Revision.

Reitkurs.
Dass das Gefährt in keinem einzigen Anlageverzeichnis des olympischen Komitees aufscheint, liegt an der Konstruktion des Mietkaufs. Das Fahrzeug wurde vom Transportunternehmen Varga angemeldet, das an derselben Adresse wie Laimer residiert, genutzt wurde es aber offenbar von Jungwirth, der dies auf profil-Anfrage bestreitet.

Doch das Transportunternehmen bestätigt auf profil-Anfrage, dass der Pferdetransporter bis heute von Jungwirth genutzt wird. Details darüber wisse aber nur der Chef, Herr Laimer, der aber unerreichbar blieb.
Eingeweihte berichten, dass der Luxus-Laster oft bis nach Düsseldorf fährt. Denn dort wohnt der Reittrainer der Familie Jungwirth. Zumindest er soll nicht mit ÖOC-Geldern bezahlt worden sein.