Investigativ

Wichtigste Signa-Firmen Prime und Development vor Insolvenz

Die wichtigsten Immobilienfirmen der Signa, die Prime Selection AG und die Development Selection AG, sollen in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden. Damit ist die Katastrophe im Herzen von René Benkos Imperium angekommen. Und die größte Firmenpleite in der Geschichte könnte sich weiter auswachsen.

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Die Signa hat einen Geldkreislaufzusammenbruch erlitten, jetzt muss sie am offenen Herzen notoperiert werden. Wie profil und Süddeutsche Zeitung (SZ) exklusiv erfuhren, steht nun auch der Insolvenzantrag für die beiden größten und wichtigsten Unternehmen aus dem Signa-Universum kurz bevor: die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG.

Noch rauchen rund um den frischgebackenen Vorstand Erhard Grossnig die Köpfe, es wird gerechnet, welche Projekte sich noch auszahlen – und was man besser gestern als morgen loswerden sollte. Der Sanierer wurde erst vor wenigen Wochen als Vorstand der beiden Immobilien-AGs eingesetzt, nachdem man den CEO der beiden Gesellschaften, Timo Herzberg, hochkant hinausgeschmissen hatte. Er soll sich an der Signa bereichert haben – er bestreitet alle Vorwürfe. Grossnigs neuer Job ist nur wenig erbaulich, denn seine beiden Gesellschaften stehen in den roten Zahlen, haben größere Liquiditätsprobleme als zuerst angenommen (und von Signa stets beteuert). 

Ein Insolvenzantrag sei darum unausweichlich, heißt es aus dem Umfeld der Signa gegenüber profil und SZ. Man strebe wie auch bei der Signa-Holding, die bereits in Insolvenz geschickt wurde, eine Sanierung in Eigenverwaltung an. Das funktioniert nur dann, wenn der Sanierungsplan insofern plausibel ist, als dass den Gläubigern eine Quote von zumindest 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten werden kann. Für die Annahme des Sanierungsplans muss die Mehrheit der Gläubiger (nach Köpfen wie Beträgen) dem Antrag zustimmen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Obwohl sich die Wut bei Investoren und Gläubigern rund um die Signa immer mehr aufstaut und Streitereien wie Intrigen zunehmen, glaubt man, diese nötige Einigung dennoch erwirken zu können. Immerhin seien die Immobilien äußerst werthaltig, ist man bei Signa überzeugt. 

Das gilt für manche, aber sicher nicht für alle Projekte. Die Signa Development etwa braucht als Entwicklungsgesellschaft derzeit vor allem viel Geld – und bringt noch keines ein. Welche Projekt GmbHs, die unter der AG als eigene Unternehmen hängen, am Ende des Tages überleben werden, ist darum fraglich. Immobilienentwickler übernehmen normalerweise nur ungern angefangene, halbe Baustellen.

Ähnlich gelagert ist das bei der Signa Prime Selection AG, dem Schmuckkästchen des Signa-Universums. Hier befinden sich die Luxusimmobilien, darunter prunkvolle Gebäude, die die Wiener Innenstadt prägen: das Goldene Quartier, das Park Hyatt oder das gegenüberliegende Kunstforum. In Österreich sehe man für die Immobilien der Signa Prime kaum Probleme, heißt es gegenüber profil. Es seien vor allem die Projekt in Deutschland, die komplett zum Erliegen gekommen seien. Als gescheiterte Projekte werden etwa der Elbtower in Hamburg, die Alte Akademie in München oder Karstadt am Hauptbahnhof in München genannt. Stabil seien hingegen alle Luxus- und Kadewe-Warenhäuser. 

Nachdem die Signa-Holding, Teile der Handelssparte und mehrere kleiner Gesellschaften in Konkurs geschickt wurden, dutzende Mitarbeiter beim AMS angemeldet wurden, bilden die erwarteten Insolvenzanträge für Signa Prime und Development den Höhepunkt einer Firmenpleite, die bereits jetzt als größte der österreichischen Wirtschaftsgeschichte gelten kann.

 

Ergänzung am Donnerstag, 28. Dezember 2023, um 11:25 Uhr:

Knapp zwei Stunden nach Veröffentlichung dieses Berichts bestätigte Signa per Aussendung die Recherchen von profil und SZ: Die Signa Prime Selection AG habe einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung eingebracht. Die Signa Development Selection AG würde laut Pressemitteilung selbiges am Folgetag tun.

Marina  Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.