Das Kunstmuseum Albertina

Albertina: Ein Rücktritt

Streitigkeiten wegen der Sammlung Essl: Ein Albertina-Kurator geht unter Protest.

Drucken

Schriftgröße

Die kürzlich beschlossene Übernahme der Sammlung Essl durch die Albertina (im Wege einer Dauerleihgabe) zeitigt personelle Konsequenzen. Am 3. April reichte Günther Havranek bei SPÖ-Kanzleramts- und Kulturminister Thomas Drozda die sofortige Demission aus dem Kuratorium der Albertina ein. Havranek, SPÖ-naher Wiener Steuerberater und Eigentümervertreter der Tageszeitung „heute“, war von Drozdas Vorgänger Josef Ostermayer in das Kontrollgremium des Bundesmuseums entsandt worden. Ein Abgang unter Protest: Laut dem profil vorliegenden Rücktrittsschreiben sieht Havranek „in diesem Deal die Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit nicht ausreichend transparent dargestellt“, weshalb er bei der Kuratoriumssitzung am 19. Jänner (gemeinsam mit der Vertreterin des Finanzministeriums) auch gegen die „Essl-Vereinbarung“ gestimmt habe. Die Dauerleihgabe läuft bis 2044; für 2017 wurden aus dem laufenden Budget des Kanzleramtes 1,1 Millionen Euro reserviert. Die Finanzierung darüber hinaus könnte noch zu angeregten Debatten mit dem Finanzministerium führen. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder verweist auf die „Ermächtigung“ sowie „verbindliche Zusagen“ des zuständigen Ressorts. „Die Welt wäre ärmer, gäbe es keine Dauerleihgaben. Wir konnten sicherstellen, dass 50 Jahre Kunstgeschichte öffentlich zugänglich bleiben.“ Drozdas Kabinett wollte Havraneks Rücktritt nicht kommentieren. In einer profil übermittelten Stellungnahme heißt es, die Kooperation werde „die Sammlung Essl als Markstein in der Museumslandschaft etablieren“. Und: „Die geplanten Zuwendungen von einer Million Euro jährlich werden in den kommenden Budgetverhandlungen im Herbst verhandelt.“

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.