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Gib den Maschinen Raum: Was der Techno-Star Kangding Ray von KI-Musik hält

Sein technoider Soundtrack dynamisiert „Sirāt“: eine Konversation mit dem französischen Musiker Kangding Ray über Industrieversagen, Maschinenklänge und deren Bearbeitung durch künstliche Intelligenz.

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Die Musik, die „Sirāt“ so eigenwillig färbt, ist zugleich naheliegend und paradox: weil sie einerseits umweglos den Underground-Techno nachbildet, am dem die im Film auftretenden Rave-Nomaden wie an lebenserhaltenden Maschinen hängen, andererseits aber in ihrer digital-futuristischen Form den zeitlosen, analog flirrenden Wüstenfilmbildern auch zu widersprechen scheint. Komponiert hat diese Musik der Franzose David Letellier, der sich als Musiker Kangding Ray nennt; 1978 geboren, lebt seit langem in Berlin, wo er seit Abschluss seines Architekturstudiums als Autodidakt experimentelle Clubmusik produziert, Techno mit Widerhaken. 

Letelliers Album „Solens Arc“ (2014) habe die Grundlage für den „körnigen Sound“ gebildet, der so gut zu den auf 16mm-Film gebannten Bildern passt, erzählt der Komponist im profil-Interview. Für ihn spielt die Frage, ob bestimmte Sounds von einer Violine stammen oder synthetisch erzeugt wurden, keine große Rolle. „Wir hören nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit unseren Gehirnen und unserer jeweiligen Kultur. Ich war früher Gitarrist, heute spiele ich mit Synthesizern, Mikrofonen und Oszillatoren. Für mich ist das alles ein Kontinuum.“

Stefan Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.