Der britische Schriftsteller Hanif Kureishi im Rollstuhl
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„Ich habe genug von dieser Scheiße“: Kureishi über seinen Unfall

In seinem neuen Buch „Als meine Welt zerbrach“ versucht der britische Bestsellerautor Hanif Kureishi für den Schicksalsschlag Worte zu finden. Er ist seit drei Jahren vom Hals abwärts gelähmt.

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Leben ist immer lebensgefährlich. Der zweite Weihnachtstag 2022, eine Wohnung in Rom. Nach einem Spaziergang zur Piazza del Popolo und durch die Gärten der Villa Borghese saß Hanif Kureishi an einem Tisch im Wohnzimmer, trank ein Bier und schaute Fußball, FC Liverpool gegen Aston Villa.

Mohamed Salah hatte gerade eingenetzt, als es Kureishi schwindlig wurde, er einen jähen Kollaps erlitt. Minuten später kam er in einer Blutlache zu Bewusstsein, sein Hals grotesk verdreht.

Seit damals ist der britische Schriftsteller und Drehbuchautor vom Hals abwärts gelähmt: Überstreckung des Kopfes durch Sturzeinwirkung, Rückenmarksverletzung und sofortige Tetraplegie, die Lähmung aller vier Gliedmaßen. An diesem Tag wurde Kureishis Leben auf null gestellt.

Seitdem ist er buchstäblich vom Wort „nicht“ umzingelt. Er kann seine Hemden nicht mehr selbst zuknöpfen, auf der Computertastatur nicht tippen, nicht telefonieren, sich nicht an der Nase kratzen, Tränen nicht aus den Augen wischen, nicht selbstständig essen. Nicht dies, nicht das.

Sein jüngstes Buch „Als meine Welt zerbrach“ schrieb Kureishi ebenfalls nicht selbst – er diktierte es seiner Lebenspartnerin Isabella und seinen Söhnen während eines einjährigen Krankenhausaufenthalts vom Pflegebett aus. „Als meine Welt zerbrach“, aufgeteilt in unterschiedlich lange Tageseinträge, ist der so verzweifelte wie vergebliche Versuch, Worte für die Katastrophe zu finden. Ein zwingendes Dokument über die Kraft des Weitermachens, oft schwarzhumorig, dann wieder todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.