Lächelnde junge Frau liegt in einem Bett, blickt einen Mann an, den man nur von hinten sieht.
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Kampfzone Familie: Joachim Triers neue Tragikomödie „Sentimental Value“

Ohne Tricks und Prahlerei: Der norwegische Regisseur Joachim Trier beschwört in seiner Familienerzählung „Sentimental Value“ die Radikalität der Zärtlichkeit.

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Familien sind Kampfgebiete. An den Orten der Herkunft geht es zuverlässig in Richtung Kindheit, zurück an den Konfliktherd. Skandinaviens Kino hat diesbezüglich einiges an Expertise aufzuweisen, wie die Filme des Schweden Ingmar Bergman („Szenen einer Ehe“) und etwa des Dänen Thomas Vinterberg („Das Fest“) belegen. Auch den Norweger Joachim Trier, dessen Liebeskonfusions-Trip „The Worst Person in the World“ 2021 international akklamiert wurde, faszinieren familiäre Beziehungsgeflechte.

Älterer Mann und junge Frau an einem Strand in der Dämmerung
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Die Charakterdarstellerin Renate Reinsve, hinreißend in „The Worst Person“, tritt nun auch in Triers neuem Film „Sentimental Value“ zentral in Szene: als irritierte Tochter, die als selbstzweifelnde Schauspielerin den manipulativen Manövern ihres jäh auftauchenden Vaters (Stellan Skarsgård), eines Regie-Weltstars, entgegentritt. Dessen Angebot, in seinem autobiografischen Comeback-Film eine Hauptrolle zu spielen, lehnt sie kategorisch ab; stattdessen verpflichtet er ein blondes Hollywood-Starlet (Elle Fanning), um mit dieser den Film im Haus seiner Töchter zu drehen.

Obwohl Trier von familiären Ressentiments und künstlerischem Vampirismus erzählt, glänzt „Sentimental Value“ mit sanfter Zurückhaltung. Die Zärtlichkeit seines Films habe ihn selbst überrascht, sagt er. „Kunst ist chaotisch“, sagt er im profil-Interview, das vor sechs Monaten in Cannes, auf der Dachterrasse des Hotels Marriott, während des Filmfestivals 2025 stattgefunden hat.

Stefan Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.