Endlich! Neue Schicksalssongs

Neue Alben: Eels und Hop Along

Mark Oliver Everett und seine Eels, Hop Along und der Großstadtwald: Die Alben der Woche.

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Eels: The Deconstruction (E Works/Pias)

Vier lange Jahre lang hat sich Eels-Mastermind Mark Oliver Everett eine Auszeit von der Musik gegönnt. Zuletzt konnte man E, wie sich der Mann mit Vollbart und Strubbelfrisur kurz nennt, in der Judd-Apatow-Serie „Love“ in einer Nebenrolle bewundern. Verwirrte Großstädter auf Sinn- und Liebessuche in Echo Park, Los Angeles? Davon kann Everett nicht nur ein Lied singen, sondern ein ganzes Album füllen. Mit Lebensunannehmlichkeiten, unerfüllter Liebe, Rückschlägen und Verlust kennt sich der heute 55-jährige Multiinstrumentalist aus. Mit seinen Geschichten hat E unzählige Alben und mindestens ein Buch gefüllt.

Ach, armer Mark Oliver Everett. Auch „The Deconstruction“, das insgesamt zwölfte Studioalbum, ist dann doch nur eine Aneinanderreihung altbekannter Eels-Ingredienzien. Gutmütiger Bluesrock, Streicher-Miniaturen, Indie-Country-Gitarren, Feel-Good-Songs mit tieftraurigen Texten. Warum hört man diesem Schmerzensmann trotz allem noch immer gerne zu? Ist es die untröstliche Weltlage? Der erratische US-Präsident? E kämpft auf „The Deconstruction“ noch immer mit seinen Dämonen, findet aber einen positiven Zugang, singt vom Tag statt von der Nacht und spendet all seinen treuen Hörerinnen und Hörern ein klein wenig Trost.

Die Eels gastieren am 16. und 17.7. in Feldkirch und in Wien.

Hop Along: Bark Your Head Off, Dog (Saddle Creek)

In Philadelphia ist gerade einiges los: Die Eagles gewinnen die NFL, die Vorstadt-Uni Villanova holt sich den nationalen College-Meistertitel im Basketball und die 76ers stehen das erste Mal seit langem wieder in den NBA-Playoffs. #TrustTheProcess heißt es dazu in den sozialen Netzwerken. Und #TrustFrances sollte es parallel dazu in der Indie-Musikszene Philadelphias heißen. Denn Hop Alongs Frontfrau und Songschreiberin Frances Quinlan hat ein weiteres feines Album zwischen schrägen Bildern und schönen Medlodien hingelegt. Zu eingängig wird es bei Quinlan aber nie. Denn zu gerne verliert sich die Sängerin im Wald, im eigenen Kopf, an den Abzweigungen des Lebens. Thematisch beschäftigt sie sich mit Selbstfindung, Enttäuschungen und Ehrlichkeit. Banal, verbittert oder selbstgefällig wird Quinlan dabei aber nie. Denn dazu wäre Philadelphia auch die falsche Stadt. #TrustTheProcess

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Pretty City: Cancel the Future (Song) Haley Heynderickx: I Need to Start a Garden Birgit Liedtke: Im Zwischenraum Primordial: Exile Amongst The Ruins Pressyes: On The Run Lucy Dacus: Historian George FitzGerald: All That Must Be Leyya: Sauna (LasVegas Records)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.