Querelen in Suburbia: Kelly Reichardts zarte Komödie „The Mastermind"
„Minimalistisch“ nennt man die – fern der Konventionen Hollywoods entstehenden – Regiearbeiten Kelly Reichardts gerne, aber das Etikett lässt nicht wirklich erahnen, wie lebensprall ihre Filme, bei allem Verzicht auf gängige Spektakel und anderes unnötiges Kino-Brimborium, tatsächlich sind. Die unmittelbare Nähe zum alltäglichen Leben, zu den Sehnsüchten und Widersprüchen der Menschen, die in Reichardts Produktionen hergestellt wird, hat im Gegenwartskino kaum ein Pendant.
In „The Mastermind“, ihrem neunten Spielfilm (nach „Last Cow“ und „Showing Up“), subvertiert die US-Indie-Queen Kelly Reichardt, 61, aufgewachsen in Miami, Florida, das Genre der heist movies, jener Thriller also, die komplizierte Coups, üblicherweise Einbrüche in stark gesicherte Institutionen, beschreiben. Aber anders als im Mainstream-Kino üblich, läuft der Kunstraub selbst, der hier in einer verschlafenen Kleinstadt anno 1970 vollzogen wird, höchst dilettantisch und kaum aufregend ab. Aber dann wird klar, dass dieser Vorstadt-Fischzug nur den Einstieg in eine größere, bittersüße Verlierererzählung bildet, die vor dem Hintergrund des fernen Kriegs in Vietnam spielt.
Mit dem Schauspieler Josh O’Connor („The Crown“, „Challengers“) hat Reichardt ihren idealen Antihelden gefunden: Er stellt das „Mastermind“ jenes Trios aus Gelegenheitskriminellen dar, aber eben nicht als Meisterdenker, sondern als geistig eher nachlässigen Alltags-Charmeur, der sehr bald seine Felle davonschwimmen sieht. Die gestohlenen Gemälde des US-Malers Arthur Dove gehen von Hand zu Hand, aber profitieren wird von ihnen niemand: Den Klügeren bringen sie wenig, den sich selbst Überschätzenden nur Unglück.