#brodnig

#brodnig: Plötzlich umbenannt

Gerald Grosz kann dank Facebook zigtausend Menschen mit rechten Parolen erreichen – dabei verstößt seine Seite gegen Facebooks eigene Regeln.

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Gerald Grosz hat einen Teil seiner Bekanntheit und  der immerhin 5,6 Prozent an Stimmen bei der Bundespräsidentschaftswahl auch Facebook zu verdanken: Der rechte Politiker hat dort mehr als 300.000 Fans – und somit eine Bühne, um die ihn manch ein politischer Kandidat beneiden kann. In typisch populistischer Manier teilt er dort aus: gegen andere Parteien, gegen die EU, gegen den ORF, gegen Corona-Maßnahmen. Aber bei Grosz’ Facebook-Auftritt gibt es eine Besonderheit. Die Seite war ursprünglich nicht nach dem Politiker benannt, sondern hieß beim Start 2014 „Wir wollen die alte Bundeshymne wieder“. Gut zwei Jahre trug die Seite diesen Namen, erst dann benannte Grosz sie nach sich selbst. Das wirft die Frage auf, ob er hier einen verpönten Trick anwandte, um Likes zu generieren. 

Neu-Etikettierung: Bundespräsidentschaftskandidat Gerald Grosz hat mehr als 300.000 Fans auf Facebook. Ursprünglich trug seine Seite den Namen „Wir wollen die alte Bundeshymne wieder“.
 

Dieser funktioniert so: Man gründet eine Facebook-Page mit einem populären Thema (zum Beispiel eine Seite, die herzige Katzenfotos postet oder die patriotische Gefühle weckt) – und benennt sie später  einfach um. So bleibt es einem erspart, ganz ohne Fans zu starten. Grosz dementiert das auf Anfrage: „Diese ursprüngliche Seite, noch erstellt in meiner Funktion als BZÖ-Funktionär, hatte leider kaum Follower“, meint er. Als er dann 2016 begonnen habe, politische Blogs zu erstellen, habe er „der Einfachheit halber“ daraus seinen offiziellen Auftritt gemacht. Laut Grosz hat sich diese Umbenennung also einfach ergeben. Nur: Generell verbietet Facebook solche deutlichen Umbenennungen von Pages. In den „Terms and Policies“ steht: „Namensänderungen (…) dürfen nicht substanziell das Thema der Seite verändern.“ 


Wieso ist Grosz’ Page dann in dieser Form online?  Facebook erklärt gegenüber profil, dass früher nicht alle Namensänderungen überprüft worden sind – und anscheinend auch keine User:innen dies als potenziellen Regelverstoß gemeldet haben. So hatte Grosz anscheinend Glück, die Änderung durchzuführen, ehe Facebook strengere Prüfmechanismen einführte. Es lässt sich übrigens nicht eruieren, ob er stark oder schwach davon profitierte – solche exakten Zugriffsdaten sind für Außenstehende nicht einsehbar. Grosz selbst sagt, er habe auch schon anfangs auf seine Person zugeschnittene Inhalte gepostet. Das lässt sich ebenfalls  rückblickend nicht eruieren, weil die Beiträge aus den Jahren 2014 und 2015  entfernt wurden.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.