profil-Kolumnist Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz: Koalition der Willigen

Angesichts von Rot-Pink in Wien könnte man jetzt durchaus auch andernorts auf Gedanken kommen.

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Rendi-Wagner: Also wenn des ka Grund zum Feiern is!
Meinl-Reisinger: Absolut. Des is immerhin unser wichtigste Regierungsbeteiligung bis jetzt.
Rendi-Wagner: Und dann glei unter … neben! Neben uns!
Meinl-Reisinger: Ja. Unter … nehmenslustig, wie wir nun einmal sind.
Rendi-Wagner: I find ja wirklich, des war höchste Zeit. Weil wir ja doch sehr viel gemeinsam ham.
Meinl-Reisinger: Politisch.
Rendi-Wagner: Aber auch persönlich!
Meinl-Reisinger: Echt jetzt?
Rendi-Wagner: Aber ja! Und auf des stoß ma jetzt endlich an! Also: Auf unser erste Koalition! Mögen ihr noch weitere …

Meinl-Reisinger: Was trinkst du da?
Rendi-Wagner: Einen Hugo! Voll nices Zeug! Das ist Prosecco mit Holler und Soda und …
Meinl-Reisinger: Also Gschloda mit süßem Gschloda und Sprudel. Net so meins.
Rendi-Wagner: Was hast du denn leicht?
Meinl-Reisinger: I schätz ja mehr des Geradlinige.
Rendi-Wagner: Wasser?
Meinl-Reisinger: Fast. A doppelter Wodka.
Rendi-Wagner: Was? Um die Zeit?
Meinl-Reisinger: Ja, i weiß. Aber dreifach mach i erst ab Einbruch der Dunkelheit, da bin i hart.
Rendi-Wagner: Ja. Puh.
Meinl-Reisinger: Drum trink i ja auch am liebsten im Dezember.
Rendi-Wagner: Hihi …, ja. Ein … schönes Glasl is des.
Meinl-Reisinger: Bergkristall. Von denen hab i immer a paar im Büro. Nur für besondere Anlässe. Damit si des An-die- Wand-Hauen gscheit auszahlt!
Rendi-Wagner: Ewig schad drum!
Meinl-Reisinger: Geh, bitte. Ewig schad um den Schepperer, wenn ma’s net macht!
Rendi-Wagner: Äh … ja. Du, was i sagen wollt wegen unserer Gemeinsamkeiten …

Meinl-Reisinger: Hast du di eigentlich eingmischt?
Rendi-Wagner: Wo?
Meinl-Reisinger: Na bei den Koalitionsverhandlungen.
Rendi-Wagner: I, beim Ludwig? Du wirst do net glauben, dass si der von mir irgendwas sagen lasst!
Meinl-Reisinger: Na, eh net wirklich.
Rendi-Wagner: Hast du di eingmischt?
Meinl-Reisinger: No selbstverständlich! Du wirst do net glauben, dass der glaubt, dass er si von mir nix sagen lassen braucht!
Rendi-Wagner: Na gut, okay. Deiner is aber auch erst 30 und war vorher bei der ÖH. Meiner ist 59 und war vorher Bürgermeister.
Meinl-Reisinger: Natürlich.

Rendi-Wagner: Und wenn ma schon dabei sind, ja? I weiß, dass schon bei Türkis-Blau immer alle gsagt ham, dass du die Wortführerin der Opposition bist – und net i. Aber des is ungerecht! Weil ich sag’s der Regierung auch jetzt immer fest rein!
Meinl-Reisinger: Wir sind ja bei Corona eh gemeinsam aufgetreten. Alles gut.
Rendi-Wagner: Da muss ich schon drauf pochen!
Meinl-Reisinger: Magst mein Glasl an die Wand hauen?
Rendi-Wagner: Auch wegen später. Wenn ich dann Kanzlerin bin.
Meinl-Reisinger: Wenn du dann … was?
Rendi-Wagner: Warum soll Rot-Pink net auch im Bund gehen? Mit uns zwei?
Meinl-Reisinger: Möglicherweise … weil von uns zwei nur mehr eine in der Realität wohnt? Weil, nur so interessehalber: Wie soll sie des deiner Meinung nach genau abspielen, dass wir mit gemeinsam 30 Prozent die Weltherrschaft übernehmen?
Rendi-Wagner: Mir is schon bewusst, dass des ein bissl eng werden wird. Auf den 30 Prozent kömma natürlich net sitzenbleiben. Da müsst’s ihr natürlich deutlich zulegen.
Meinl-Reisinger: Wir.
Rendi-Wagner: Na ja, simma uns ehrlich: Bei acht Prozent is scho noch ordentlich Luft nach oben, oder?
Meinl-Reisinger: Hmm. Mir wär jetzt net bewusst, das wir zur Wiener Koalition mehr Prozente beigetragen hätten. Also irgendwas hat’s bei der Rechnung möglicherweise …

Rendi-Wagner: Ich werd auch zulegen, keine Angst.
Meinl-Reisinger: Wie könnt ma die haben. Schwester!
Rendi-Wagner: Mein Ziel isses, das historisch beste Wahlergebnis einzufahren, das jemals eine Frau an der Spitze der SPÖ eingefahren hat. Wobei: Platz zwei wär auch schon schön, keine Frage.
Meinl-Reisinger: Ambitioniert! Aber ich fürcht, wir werden trotzdem die Grünen dazunehmen müssen, damit si des irgendwie ausgehen kann.
Rendi-Wagner: Von mir aus. Die werden froh sein, wenn sie vom Kurz wegkommen, und billig zu haben sein.
Meinl-Reisinger: Und dann brauchen wir natürlich noch: den Doskozil.
Rendi-Wagner: Was soll des jetzt?
Meinl-Reisinger: Like it or not, aber ohne den als Spitzenkandidaten steht bei eurem nächsten Wahlergebnis ein Einser vorn. So schaut’s nun einmal aus.
Rendi-Wagner: Du … du … du bist genauso gemein wie alle anderen!
Meinl-Reisinger: Ich mein, man muss ja auch net unbedingt in der Politik … Oder?
Rendi-Wagner: Und da hab i glaubt, wir sind Freundinnen.
Meinl-Reisinger: Dein Hugo wird warm.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort