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Rainer Nikowitz: Privilegien für Impfverweigerer!

Privilegien für Geimpfte? So weit kommt‘s noch! Was wir wirklich brauchen, sind natürlich Schutzgebiete für die so schrecklich unterdrückten Impfverweigerer.

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Wie jeder, der es wissen will, selbstverständlich schon längst weiß, gibt es bei Corona ja nur eine einzige Gruppe von Opfern. Nämlich die Querdenker. Die Allerbestinformierten. Jene zum Glück gar nicht mehr kleine Schar von Menschen, die im Gegensatz zu willenlosen, entmündigten Schafen wie Ihnen nicht nur über Breitband-Internet verfügt, sondern es sogar meistens unfallfrei aufdrehen und dann total kritisch benützen kann. Diejenigen, die von Anfang an wussten, dass das alles Blödsinn ist. Wenn nicht sogar ein perfider Plan finsterer Mächte. Und die jetzt auch ganz genau wissen, dass ja nicht etwa die Krankheit das Problem ist – sondern selbstverständlich die Impfung dagegen.

Wobei die Bewegung jener, die sich aber sicher kein X für ein U vormachen lassen, sogar noch breiter geworden zu sein scheint. Die üblichen rechtsseitig Lobotomierten an einem Ende, am anderen grün-esoterische Speckgürtel-SUV-Helikoptermütter, die früher intelligente Masernparties veranstaltet haben – es ist eine sehr hübsche Allianz. Und da geht es natürlich nicht nur um diese  Nanopartikel im Impfstoff, mit denen wir alle zu willenlosen, von Bill Gates ferngesteuerten Zombies werden. Nein, es ist generell erstaunlich, wie viele Menschen, die „Vakzin“ bis vor wenigen Wochen eher für einen Kampfruf beim Gruppensex gehalten haben, plötzlich zum Beispiel ganz genau wissen, was so ein mRNA-Impfstoff alles Grässliches aus unserer Erbsubstanz macht. Wenn wir dann alle in der nächsten Generation nur mehr Kreuzungen aus Fadenwürmern und Nilpferden gebären, werden wir jedenfalls schön schauen. Das glauben Sie nicht? Na, dann informieren Sie sich endlich einmal! Oder haben Sie etwa kein WLAN?

Diese Leute wettern jetzt jedenfalls schon geraume Zeit gegen einen Impfzwang, den es gar nicht gibt. Also geht es jetzt auch gleich gegen den sogenannten „Impfzwang durch die Hintertür“, der entstehen würde, wenn Geimpfte „Privilegien“ bekämen, indem man sie etwa ins Restaurant oder ins Flugzeug lässt, nicht Geimpfte hingegen nicht.

Nun, es wird Sie keineswegs überraschen, dass ich voll auf der Seite jener bin, deren Grund- und Freiheitsrechte hier mit Füßen getreten werden. Ich meine, nur, weil jemand vielleicht freiwillig infektiös ist, darf er mir nicht vom Nebentisch in die Suppe husten? Ja, wo kommen wir denn da hin? Wo jetzt in der Menschenrechtskonvention genau das Grundrecht verbrieft ist, andere mit einer potenziell tödlichen Krankheit anstecken zu dürfen, weiß ich zwar gerade leider nicht auswendig, ich werde aber diesbezüglich bei ein paar Bestinformierten nachfragen, versprochen. Xavier Naidoo kann mir das sicher sagen. Oder Roland Düringer, flankiert von einer ebenso unablässig wie ausdrucksstark nickenden Nina Proll. Oder Ferdinand Wegscheider, der „Intendant“ von Servus-TV. Das ist der mit der Sendung, die er ziemlich exklusiv für Satire hält. Zweifellos ein ausgesprochen lustiger Mann. Jetzt müsste er es nur noch absichtlich sein.

Gut, dass die Politik da auch schon vor der drohenden Zweiklassengesellschaft warnt, die FPÖ sowieso, aber auch der Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker. „Privilegen“ dürfen ja überhaupt nie sein, auch wenn sie nur in der Rückkehr zu einem einigermaßen normalen Leben bestehen. Und zwar, nachdem man sich einer Behandlung unterzogen hat, die nicht nur einen selber sondern auch die anderen schützt - während andere vorgezogen haben, das nicht zu tun. Herr Hacker hält es dann offenbar für irgendwie gerechter, dass alle miteinander weiterhin nichts dürfen. Aber vielleicht hat er auch bloß Bedenken, dass manche Impfverweigerer, die dann nur wegen ihrer bewundernswerten Unbeugsamkeit nicht nach Caorle dürfen, stattdessen das Parlament besichtigen kommen – und zwar auf ähnliche Weise wie beim Kapitol in Washington vorexerziert. Oder wieder alle FPÖ wählen. Was ja praktisch dasselbe wäre. Da ist Appeasement natürlich das Gebot der Stunde.

Und tatsächlich sollten wir ja viel eher darüber nachdenken, wie wir die Unterdrückung all dieser armen Menschen endlich beenden können. Wir müssen die vor uns schützen, nicht umgekehrt! Sie brauchen Safe Spaces! Eigene Lokale ohne Abstand, Masken, Eingangstests oder ähnliche Knechtungsinstrumente. Eigene Charterflüge, bei denen sie nicht durch die Anwesenheit von Corona-Weicheiern am Nebensitz beleidigt werden. Und nicht zuletzt: eigene Krankenhäuser, in denen ausschließlich Kamillentee, Globuli und Klangschalenmassagen gegen diese bessere Grippe zur Anwendung kommen.

Dann wäre auch keine Intensivstation mehr überlastet. Denn mit all den Scheußlichkeiten der sogenannten modernen Medizin – also Teufelszeug wie Spritzen, Cortison oder gar Beatmungsgeräten – sollen bitte ausschließlich diejenigen menschlichen Laborratten vergewaltigt werden, die dämlich genug sind, daran zu glauben. 

Also zum Beispiel Sie. Oder fangen Sie jetzt auch endlich einmal an, selber zu denken?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort