Fahrplanänderung bei den ÖBB: Das Ende des Kübels
Der Staat muss sparen – und das spürt man auch auf der Schiene. Die Regierung stellt den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit dem neuen Rahmenplan von 2025 bis 2029 insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro weniger an Investitionsvolumen zur Verfügung als noch von ÖVP und Grünen geplant. Die Folge: 26 Projekte werden nach hinten verschoben oder evaluiert.
Politisch besonders brisant sind die Regionalbahnen, für deren Attraktivierung die ÖBB in den nächsten vier Jahren kein Geld mehr ausgeben wird. Wie betroffene Regionen wie das Mühlviertel auf das mögliche Ende ihrer Bahn reagieren und was man tun kann, um leere Züge wieder mit Leben zu erfüllen, lesen Sie im aktuellen profil.
Sollten Sie zunächst lieber hier weiterlesen, erwartet Sie Kurioses: Denn nicht immer ist der Geldmangel der ÖBB für Verzögerungen verantwortlich.
Die Zugverbindung in die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz ist alles andere als eine Regionalbahn. 17,2 Millionen Fahrgäste fuhren 2024 in ÖBB-Nahverkehrszügen durch Vorarlberg – mehr als in den deutlich größeren Bundesländern Kärnten (7,3 Mio.), Salzburg (9,2 Mio.), Steiermark (10,9 Mio.) und Tirol (14,7 Mio.). Dennoch leidet Bregenz schon länger an seinem Bahnhof – und muss nun noch neun Jahre auf eine langfristige Lösung warten.
Kübel-Wetter
Kleine Szene: Wer mit dem Zug etwa zu den Bregenzer Festspielen fuhr, wurde seit 1989 von einer Betonhalle empfangen. Dieser alte Bahnhof war zuletzt wirtschaftlich ausgestorben, Läden von der Trafik bis zur Bäckerei hatten vor Jahren geschlossen, dazu wurde das Gebäude zunehmend baufällig. Symbol dessen wurde ein kleiner Putzkübel, den die ÖBB immer bei Regenwetter aufstellten. Denn obwohl das Dach der Bahnhofshalle aus Beton ist, war es eigentlich seit Beginn nicht dicht. Also musste der Kübel her.
„Der Kübel ist so alt wie der Bahnhof selbst“, sagt „Presse“-Journalistin Duygu Özkan, die irgendwann begann, den Kübel bei seiner Arbeit zu dokumentieren und Bilder davon online zu stellen. Nicht immer kam derselbe Kübel zum Einsatz, erzählt Özkan: „Bei schwachem Regen stand da ein kleiner Kübel, bei starkem ein großer.“ Manchmal versuchten auch mehrere Kübel zusammen, den Boden der Halle trocken zu halten.
Eigentlich hätte der Bahnhof längst erneuert werden müssen, schon 2019 gab es die dafür nötigen Beschlüsse. Doch die Bregenzer Stadtpolitik ließ das ganze Projekt neu evaluieren, erst im Februar 2024 entschied man sich dazu, den ursprünglichen Plan doch weiter zu verfolgen. Die Verzögerung der Gemeindepolitik spiegelt sich auch im neuen Rahmenplan wider: Statt wie ursprünglich geplant im Jahr 2028 soll Bregenz erst 2034 einen neuen Bahnhof erhalten.
Mit dem neuen Provisorium benötigen wir den Kübel nur noch zur Reinigung, nicht mehr zum Auffangen von Regenwasser. 😉
Das kostet. Weil die Rolltreppen in der alten Bahnhofshalle so alt waren, dass sie nicht mehr sicher waren, mussten sie heuer ersetzt werden. Noch im April 2025 tauschten die ÖBB Rolltreppen aus – wenige Wochen bevor sie obsolet wurden. Denn im Juli haben die ÖBB eine Übergangshalle errichtet, um die nun fixierte Umbauzeit zu überbrücken. Ab 2026 soll die alte Halle gar nicht mehr von den ÖBB benutzt werden. Auch der Kübel ist nicht mehr im Einsatz, betonen die ÖBB schriftlich auf Anfrage: „Mit dem neuen Provisorium benötigen wir den Kübel nur noch zur Reinigung, nicht mehr zum Auffangen von Regenwasser. 😉”
Baumschutz statt Viertelstundentakt
Eine zweite Posse, der Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer warten lässt, spielt in Wien: Eine Ringverbindung aus zwei Linien, der S45 und S80, soll die Wegzeit für Pendlerinnen und Pendler verkürzen und bessere Querverbindungen schaffen. Eigentlich hätten die S-Bahnen schon heuer im 15-Minuten-Takt fahren sollen. Aber das Projekt steht – aus rechtlichen Gründen.
Bürgerinitiativen befürchten durch den Bau der Strecke mehr Güterzüge und weniger Bäume. Sie plädieren für eine unterirdische Lösung, die ist allerdings laut ÖBB “technisch und wirtschaftlich nicht umsetzbar”. Seit Jahren kämpfen beide Seiten vor Gericht um eine Lösung. Noch diesen Sommer wird eine Entscheidung erwartet. Sollte der Verwaltungsgerichtshof im Sinne der ÖBB entscheiden, könnte der Baustart im September erfolgen, heißt es vonseiten der Bundesbahnen. 2036 wären die Arbeiten abgeschlossen.
Wenn der neue Fahrplan hält.