Gebärmutterhalskrebs ade – oder doch nicht?
2016 lag ich im OP-Saal des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Ich hatte Genitalwarzen, verursacht durch HPV – Humane Papillomviren. Es war ein kleiner Eingriff, aber ein schwer erhältlicher Termin. Sechs Monate muss man warten – Monate, in denen das Krebsrisiko steigt und das Virus nicht abheilt. Dazu muss man wissen: Es gibt verschiedene Arten dieser HP-Viren. Einige davon verursachen verschiedene Krebsarten. Diese kosten in Österreich jährlich 300 Frauen das Leben.
80 Prozent der Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Nicht nur bei Sex, eine Infektion ist auch über Küssen oder in der Sauna möglich. Was vielen nicht bewusst ist: Kondome bieten keinen sicheren Schutz vor HPV, Männer können sich nicht dagegen testen lassen.
Schutz für alle
Bei HPV-Geimpften sinkt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen um bis zu 90 Prozent, weil die HP-Viren Risikofaktoren für unterschiedliche Krebsarten sind.
Seit 1. Juli 2024 ist die HPV-Impfung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von neun bis 30 kostenlos. 52 Prozent der 14-Jährigen waren Ende 2024 vollständig gegen HPV geimpft. Vor allem die Nach-Impfaktion für Ältere wird gut angenommen, 2024 ließen sich österreichweit 113 448 Menschen zwischen 21 und 30 Jahren impfen. Besonders bei Buben und Männern stieg die Impfrate – das schützt Frauen.
Wie viel das gekostet hat, kann das Gesundheitsministerium gegenüber profil nicht beantworten. Die zeitlich befristete Impf-Nachholaktion für Menschen zwischen 21 und 30 Jahren wurde aus dem Finanzausgleich finanziert. Im Rahmen des Kinderimpfprogramms bleibt die Impfung kostenfrei und wird über das zugehörige Budget abgerechnet.
Unter EU-Schnitt
Laut WHO liegt die Durchimpfungsrate der Gesamtbevölkerung gegen HPV in Österreich 2024 bei 31 Prozent, bei Männern sind es 23. Spitzenreiter ist Norwegen, dort sind 92 der Frauen gegen HPV geimpft, und 90 Prozent der Männer. Im EU-Raum sind laut WHO rund 35 Prozent der Frauen gegen HPV geimpft, bei den Männern sind es 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Hierzulande wird anders als in Norwegen mit dem Impfstoff Gardasil 9 geimpft, dieser schützt gegen neun der sogenannten HPV-High-Risk-Stämme – inklusive Genitalwarzen. In Norwegen setzt man auf einen Impfstoff gegen zwei der High-Risk-Stämme. Die lokale Gesundheitsbehörde geht davon aus, dass Gebärmutterhalskrebs bis 2039 ausgerottet sein wird. Konkret heißt das, es wird weniger als vier Fälle pro Jahr geben. Geschafft hat man das mit einem Gratis-Impfprogramm in der Schule, ab einem Alter von 12 Jahren. Eingeführt wurde das Programm im Jahr 2009.
Laut Daten des Gesundheitsministeriums hat sich die Durchimpfungsrate bei Menschen zwischen 21- und 30 Jahren verzehnfacht – es gibt Interesse, warum wird diese also nicht weiter verlängert? Beschlossen wurde die einmalige Verlängerung bis Ende Juni 2026 von der Bundes-Zielsteuerungskommission von Bund, Ländern und Sozialversicherungen. Bei ihr liegt auch die Entscheidung, ob das Nach-Impfprogramm weiter verlängert wird, so das Gesundheitsministerium.
Andere Staaten haben für die Finanzierung der Präventivmaßnahme andere Lösungen gefunden: Das EU4Health-Programm, mit einem Budget von 4,7 Millionen Euro. Warum nicht Österreich? „Eine Teilnahme war damals mangels Ressourcen nicht möglich“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Die WHO hat sich jedenfalls als Ziel gesetzt, Gebärmutterhalskrebs bis 2030 komplett zu beseitigen. Für Krebserkrankungen gibt es noch andere Risiko-Faktoren, in Österreich sind vor allem Rauchen und Übergewicht weit verbreitet.
Ich hätte mir den Eingriff sparen können – mit einer Impfung. Die war damals aber noch nicht kostenlos. Wenn die Nach-Impfaktion bestehen bleibt und die Durchimpfungsrate weiterhin steigt, müssen andere Frauen immerhin nicht dasselbe durchmachen wie ich.