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Das Rad der Zeit

Die allgemeine Teuerung und ihre Feinde. Plus: Was man über Windräder in Tirol wissen sollte und warum katholische Heilige manchmal auch sozialistisch agieren.

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Unser Newsletter ist und bleibt kostenlos und ist insofern zwar alles Mögliche, aber ganz sicher kein Inflationstreiber, was ihn wiederum ganz eindeutig von Milch, Benzin und Weizenmehl unterscheidet. Von März auf April 2022 sind die Verbraucherpreise in Österreich um durchschnittlich 7,2 Prozent gestiegen. Was das bedeutet, führt mein Kollege Michael Nikbakhsh hier näher aus – und zitiert bei der Gelegenheit den Direktor der Statistik Austria, Tobias Thomas: „Eine so hohe Teuerungsrate haben wir in Österreich zuletzt im Oktober 1981 gesehen.“

Wer dabei war, kann sich vielleicht noch erinnern: Das war damals deutlich weniger dramatisch als heute, weil eben nicht nur die Teuerungsraten ganz erheblich waren, sondern auch die Sparzinsen. „Jetzt haben wir die Inflationsraten von damals und die Zinsen von heute. Man kann dem eigenen Sparvermögen (so überhaupt noch vorhanden) mittlerweile beim Sichselbstschmälern zuschauen“, schreibt Nikbakhsh. Er hat versucht, diesem Dilemma in Richtung Börse zu entkommen. Wie es ihm damit ergangen ist, lesen Sie hier.

Nun kommt die Teuerung natürlich nicht aus dem Nichts. Sondern, zumindest von Österreich aus gesehen, aus dem Osten. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Rohstoff-, Lieferketten- und Energieversorgungsprobleme haben die Inflation drastisch angeheizt. Seither schwelt die Frage, ob sich Österreich davon nicht besser ein bisschen unabhängiger machen sollte.

Ja, aber wie? Durch den Ausbau erneuerbarer Energien vielleicht? Ja, aber.

Das türkis-grüne Regierungsprogramm sieht vor, den Stromverbrauch in Österreich bis 2030 zu 100 Prozent aus heimischen erneuerbaren Energieträgern zu decken. In Tirol wiederum gibt es zwar schon etliche Wasserkraftwerke, aber bis dato kein einziges Windrad. Aber warum eigentlich nicht? Kürzlich erklärte Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) die Hintergründe im Ö1-Morgenjournal: „In Tirol müssen wir massive Eingriffe sozusagen im Hochgebirge machen, sehr kostenaufwendig und deshalb ist die Windkraft zwar möglich umzusetzen, aber wirtschaftlich wenig sinnvoll." Meine Kolleginnen vom profil-Faktencheck faktiv, Ines Holzmüller und Katharina Zwins, haben sich diese Behauptung einmal genauer angesehen. Zentrales Ergebnis ihrer Recherchen (die Sie in ihrer Gesamtheit hier nachlesen können): Windkraft ist tatsächlich auch in Tirol ökonomisch sinnvoll, gegen Geislers Aussage sprechen „zahlreiche Experten und sogar eine Studie, die vom Land selbst in Auftrag gegeben wurde.“

Was das nun wieder über die allgemeine Wertentwicklung politischer Aussagen aussagt, überlassen wir Ihrer Einschätzung. Wir werden jene jedenfalls auch weiterhin für Sie im Auge behalten (und falls Sie wissen wollen, warum wir uns dabei manchmal auch mit den sozialistischen Seiten katholischer Heiliger auseinandersetzen müssen, klicken Sie doch bitte einfach hier).

Einen gewinnbringenden Mittwoch wünscht Ihnen

Sebastian Hofer

 

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.