Auf dem Bild sieht man Passkontrollen am Flughafen Bukarest in Rumänien

Europäische Gastfreundschaft für russische Touristen

Österreich ist bei der Erteilung von Touristenvisa für Russen deutlich strenger geworden. Das gilt längst nicht für alle EU-Staaten.

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In der Wiener Innenstadt wird derzeit viel russisch gesprochen. August ist Urlaubszeit und auch in Russland sind Schulferien. Es wirkt irgendwie absurd: Europa verdammt den russischen Angriffskrieg und unterstützt die Ukraine gegen den Aggressor Russland. Und dennoch sind Touristen gern gesehen, die auf einen Shoppingtrip aus Moskau oder St. Petersburg nach Wien kommen. Im September 2022 hat die Europäische Union die bis dahin geltenden Visaerleichterungen für russische Staatsbürger ausgesetzt. Die Bearbeitungszeit für Visaanträge dauert seitdem länger, die Gebühren wurden angehoben. Aber hat sich dadurch wirklich etwas geändert? Insbesondere in Österreich, dessen außenpolitische Doktrin traditionellerweise das Durchlavieren ist? Überraschenderweise hat es das - insbesondere, was Österreich betrifft. Im Jahr 2021, vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, gab es 9650 Anträge auf Einreisevisa und fast jeder wurde positiv behandelt. Die Ablehnungsrate lag bei gerade einmal 3,9 Prozent. Im Jahr 2024 hat es beim österreichischen Konsulat in Moskau mit 5498 deutlich weniger Visa-Anträge gegeben, davon wurden 1253 abgelehnt (22,8 Prozent).

Für den gesamten Schengenraum sieht das anders aus. Die Ablehnungsrate bei den 606.594 Anträge des Jahres 2024 lag bei gerade einmal 7,5 Prozent. Die Niederlande haben von beinahe 11.000 gestellten Anträgen überhaupt nur 60 abgelehnt.

Russland hat 2024 selbst eine Liste an Staaten erstellt, „die eine Politik umsetzen, die destruktive neoliberale ideologische Einstellungen durchsetzt, die im Widerspruch zu den traditionellen russischen spirituellen und moralischen Werten stehen.“ Die Liste umfasst neben der gesamten EU auch Australien, Japan, Kanada und die USA. Großzügigerweise hat Präsident Wladimir Putin Erleichterungen bei Aufenthaltsgenehmigungen für Bürger dieser Staaten angekündigt, die sich aufgrund der russischen Werte in Russland niederlassen wollen. 

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.