Wie der psychologische Test beim Bundesheer aussieht
Es war eine der vielen Gesetzesänderungen, die sich die Regierung am Mittwoch im Ministerrat vornahm: Die zuständigen Waffenbehörden (also die Bezirkshauptmannschaften oder Landespolizeidirektionen) sollen in Zukunft erfahren, wenn jemand eine Waffe möchte, obwohl er beim Bundesheer aus psychischen Gründen untauglich war. „Wir setzen auf Prävention und Sicherheit“, sagte Bundeskanzler Christian Stocker, ÖVP, dies dürfe „nicht an fehlenden Informationen scheitern“. In solchen Fällen soll ein bis zu zehnjähriges Waffenverbot ausgesprochen werden können. Die geplante Novelle des Waffengesetzes liegt noch nicht vor, das neue Gesetz kann aller Voraussicht nach also erst im Herbst im Parlament beschlossen werden. Mit der geplanten Maßnahme reagiert die Koalition auf den Amoklauf in Graz: Der Täter hat legal Waffen besessen, obwohl er bei der Stellung im Bundesheer den psychologischen Test nicht bestanden hatte. Ein Datenaustausch war nämlich bisher gesetzlich nicht möglich.
Das soll nun geändert werden. Und damit rückt auch die Frage in den Mittelpunkt: Wie läuft der psychologische Teil der Stellung im Bundesheer ab? Rund 45.000 junge Burschen durchlaufen diesen Prozess in sieben Kommissionen, jeden Tag betreuen die Bundesheer-Mitarbeiter also mehrere Dutzend Stellungspflichtige. Details zur psychologischen Testung möchte das Verteidigungsministerium auf Nachfrage nicht kommunizieren. Es sei zwar de facto auszuschließen, dass Betroffene darauf hinlernen, man möchte das Risiko allerdings trotzdem nicht eingehen. So viel gibt das Heer aber auf profil-Anfrage bekannt: In einem schriftlichen Test am PC werden drei große Bereiche abgefragt: Die Anpassungsfähigkeit (zum Beispiel in einer Gruppe zu arbeiten, Befehle auszuüben), die Belastungsleistung (wie sehr fühlt man sich in der Lage, Hitze oder körperliche Anstrengungen zu erleiden) sowie die kognitive Leistungsfähigkeit. Rund zwei Stunden dauert das Verfahren. Alle fünf Jahre müssen diese Tests spätestens überarbeitet werden, in der Praxis würden sie aber ohnehin regelmäßig an neue wissenschaftliche Standards und Erkenntnisse angepasst.
Rund 40 Prozent der Stellungspflichtigen kommen direkt zu einem Psychologen oder einer Psychologin für ein Gespräch, der Rest zu Assistent:innen. Stellen diese Auffälligkeiten fest, werden diese Betroffenen ebenfalls zu den Psycholog:innen weitergeleitet. Am Ende entscheidet die Kommission gemeinsam, ob ein junger Bursche tauglich ist.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 45.565 Wehrpflichtige bei der Stellung untersucht, fast 10.000 von ihnen waren untauglich. 2005 waren 31,5 Prozent aller Diagnosen der Untauglichen „Psychische und Verhaltensstörungen“, 2021 lag dieser Anteil bereits bei 56 Prozent. Derzeit liegt der Wert laut Verteidigungsministerium bei rund 40 Prozent, wobei die Statistik mit Vorsicht zu genießen sei: Möglich sei auch, sowohl aus physischen als auch als psychischen Gründen untauglich zu sein. Viele der Betroffenen hätten mehrere Diagnosen.