Polizeieinsatz in Graz

Amoklauf in Graz: Täter erlernte Waffengebrauch in Schützenverein

Wie und wann kam der Amokläufer von Graz zu seinem Waffenschein? Ein Informant aus seinem Sportschützenverein erzählt profil die Hintergründe.

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Dienstag, 13 Uhr, in Kroatien auf einer Insel. Das Handy von Walter P. (Name geändert) läutet. „Es gab einen Amoklauf in Graz“, erzählt ihm ein Bekannter. Dann schildert P. seinen ersten Gedanken: „Das muss er gewesen sein.“ Und nennt den Namen des Attentäters. Wenige Stunden später meldet er sich beim steirischen Landeskriminalamt und teilt sein Wissen mit den Behörden.

Walter P. war Manager, ist seit Kurzem in Pension und geht seit drei Jahren in einen traditionellen Grazer Schützenverein, um geistig fit und reaktionsstark zu bleiben, wie er sagt. Die Schussanlage liegt auf halbem Weg zwischen dem Wohnort des Attentäters und dem Tatort, dem Gymnasium Dreierschützengasse.

Der 21-jährige spätere Attentäter A. taucht vor drei Monaten das erste Mal im Verein auf. „Ich habe in meinem Job viel mit Jugendlichen zu tun gehabt, aber einen empathieloseren Menschen habe ich mein Leben lang noch nicht erlebt. Er war wie von einem anderen Stern“, erinnert sich P. an die ersten Begegnungen mit dem 21-Jährigen. Ein „Zniachtl“ sei er gewesen, also sehr schmächtig. „Die Wangen eingefallen, runde Brille, Rucksack, die Haare schulterlang.“

Mit Glock- und Ruger-Pistole geschossen

Im Schützenverein dürfen sich Neulinge legal an der Waffe versuchen. Nur unter Aufsicht. Waffen und Munition bleiben im Verein. Die Schnupperkarte kostet 10 Euro. Für einen Waffenschein müssen Anwärter belegen, dass sie im Umgang mit der Waffe geschult sind. P. geht davon aus, dass dem jungen Mann die erste Stufe reicht. Luftdruck. Doch er will alle Etappen durchlaufen.

Hilfe bei Krisen

  • Österreichische Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos unter 142), online unter: telefonseelsorge.at
  • Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr, 01/31 330), online unter: psd-wien.at
  • Kindernotruf (0-24 Uhr, 0800 567 567)
  • Rat auf Draht (0-24 Uhr, 147), online unter: rataufdraht.at
  • Kriseninterventionszentrum (Montag bis Freitag 10-17 Uhr, 01 406 95 95), anonyme E-Mail-Beratung (kriseninterventionszentrum.at)

Mehrmals pro Woche sei er gekommen. „Einmal hat er gefragt, ob er mit einer Schrotflinte schießen darf. Er habe eine daheim.“ Doch das ist nicht erlaubt. Also schießt der junge Mann mit einer Glock- und Ruger-Pistole. 

Nach seinem Training sei er „apathisch in einer Ecke gesessen“. Walter P. wollte ihn aufmuntern: „Ich habe ihn für gute Treffer gelobt, ihm gesagt, er solle die Zielscheiben doch mitnehmen.“ Doch die Reaktion fiel leer aus. Die Zielscheiben ließ er im Verein zurück. P. will von A. wissen, was er sonst so mache. Der Bursche nennt den Namen einer Computerfirma. Doch auf deren Chef angesprochen, den P. kennt, reagiert der junge Mann nicht. Weil er nur über ein AMS-Arbeitslosenprogramm dort war, wie P. vermutet. 

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Innenpolitik-Redakteurin bei profil. War davor bei der „Kleinen Zeitung“.

Clemens Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.