Gurlitt-Schatz bleibt in Österreich

Cornelius Gurlitt: Kunstwerke bleiben in Österreich

Fall Gurlitt. Die aus dem Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt abtransportierten Kunstwerke sind weiter in Österreich

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Die mehr als 60 Kunstwerke, die vergangene Woche aus dem Haus des 81-jährigen Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen abtransportiert wurden, befinden sich weiterhin in Österreich. Die Sammlung, die Bevollmächtigte des Kunstereben an einen „sicheren Ort“ gebracht haben, enthält auch eine Zeichnung von Picasso, so Gurlitts PR-Experte Stephan Holzinger gegenüber profil. Weitere Werke beschrieb Anwalt Hannes Hartung im ORF so: „Von Pissarro eine wunderbare Seine-Szene, von Monet ein wunderbares Brückenbild, von Manet ein Segelboot-Meer-Bild. Dann sind noch viele andere Werke von Renoir dabei, ein Liebermann.“

Für eine Ausfuhr der kunsthistorisch als bedeutend bezeichneten Sammlung aus Österreich wäre eine Bewilligung des Bundesdenkmalamts Voraussetzung – sie ist bei Ölgemälden mit einem Wert von mehr als 150.000 Euro Pflicht. Ein Ausfuhransuchen wurde bisher jedoch „nicht gestellt“ (Holzinger). Insider gehen davon aus, dass die Sammlung auch in Österreich bleiben wird. Damit ist sie der Task-Force entzogen, die Deutschland nach dem Fund von mehr als 1000 Werken in Gurlitts Münchner Wohnung eingerichtet hat. Die Kommission soll bei hunderten dieser Bilder den Verdacht auf NS-Raubkunst abklären – Gurlitts Vater Hildebrand war wichtiger Kunsthändler der Nazis. Cornelius Gurlitts Anwälte verhandeln derzeit mit sechs Anspruchstellern mutmaßlicher Raubkunst.
Unterdessen mehren sich Stimmen, nach denen sich auch in seinem seit drei Jahren völlig verlassenen Salzburger Haus Raubkunst befunden haben könnte. Hildebrand Gurlitt war von 1940 bis 1945 Kunsthändler in Paris; dass er die nun entdeckten Werke aus der frühen französischen Moderne erst danach gekauft haben soll, scheint fraglich. Laut „Süddeutscher Zeitung“ sagte er im Jahr 1955: „Längst bin ich kein Kunsthändler mehr, die ,Tausend Jahre‘ des Dritten Reichs waren mir genug.“

Um welche materiellen Werte es in dem Fall geht, ist unter anderem an dem hochkarätigen Team ablesbar, das der gerichtlich bestellte Betreuer des 81-Jährigen engagiert hat: Neben drei Anwälten zählt das auf Litigation- und Krisen-PR spezialisierte Münchner Kommunikationsunternehmen Holzinger Associates dazu. Der nun als Gurlitt-Sprecher auftretende Firmenchef Stephan Holzinger begann seine Karriere beim republikanischen Senator John W. Warner in Washington und war Unternehmenssprecher von BMW. Über seinen neuen Job sagt er: „Ich verteidige Herrn Gurlitt im Gerichtsaal der öffentlichen Meinung.“ Die Frage von profil, ob man für den Erwerb der in Salzburg entdeckten Kunstschätze Rechnungen gefunden habe, beantwortete der Kommunikationsprofi mit Nein.