Komplexitätsforscher Peter Klimek
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Corona-Pandemie: Chaostheorie vs. Chaospraxis

Ist ein Komplexitätsforscher ein Tohuwabohu-Experte? Und welchen Posten hätte er in der Bundesregierung?

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Was ein Virologe tut, wissen wir mittlerweile. Auch mit der Job-Description eines Epidemiologen sind wir vertraut. Die Viferen können sich sogar unter einem Public-Health-Experten etwas vorstellen. Bloß ein Job, der in der Pandemie gefragt ist, bleibt rätselhaft: Komplexitätsforscher. Österreichs prominentester Vertreter dieser Disziplin, Peter Klimek, wurde vom Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen soeben zum Wissenschaftler des Jahres 2021 gekürt. Sie werden wissen, was er tut. Wir Laien kennen Herrn Klimek – er berät auch die Regierung – aus Funk und Fernsehen, wo er uns ebenso anschaulich wie gruselig das zukünftige Pandemiegeschehen erklärt. Er tut das mit Humor. Als die Regierung im März ihre Strategie für das Ende des damals gültigen Lockdowns verkündete, sagte Klimek: „Anscheinend besteht die Strategie darin, das Virus mit unvorhersehbaren Öffnungsschritten zu verwirren. Da lachten selbst die Simulationsforscher. 

Klimek ist gelernter Quantenphysiker, arbeitet aber in der Forschungsgruppe für Komplexe Systeme der Medizinischen Universität Wien. Wenn Ihr Morgenpostler es richtig versteht, ist ein Komplexitätsforscher so etwas wie ein Tohuwabohu-Experte. Er erkennt Ordnung, wo unsereins nur Chaos sieht. Mit dieser Fertigkeit ist Klimek auch außerhalb der Komplexitätsforscher-Community vielseitig einsetzbar, etwa als ÖVP-Generalsekretär der Post-Kurz-Ära oder SPÖ-Bundesgeschäftsführer der Noch-Rendi-Wagner-Phase.  

Wer wird Bundeskanzler des Jahres 2021? 

Ausgewiesener Tohuwabohu-Experte in der Bundesregierung ist Vizekanzler Werner Kogler, im doppelten Sinn. Zum einen sorgt er selbst für Chaos. Koglers mäandernde Satzbau-Doppelhelix wäre ein lohnenswertes wissenschaftliches Projekt für die Forschungsgruppe für Komplexe Systeme. Vielleicht hat Peter Klimek ja nebenbei ein wenig Zeit übrig. Zum anderen war Kogler in den zwei Jahren seiner Vizekanzlerschaft damit beschäftigt, das Chaos in der Koalition zu sortieren – wobei die Unordnung von der ÖVP ausging. Wie in der neuen profil.at-Kolumne „Bauer-sucht-Politik“ nachgewiesen wird, handelt es sich bei Werner Kogler um das stabilste Regierungsmitglied überhaupt. Begründung: „Es brauchte in den vergangenen zwei Jahren ein gehöriges Maß an Belastbarkeit, um die tumultuöse ÖVP und die grüne Basis gleichzeitig zu ertragen. Gäbe es einen Klub der PolitikwissenschaftsjournalistInnen, würde er Werner Kogler zum Vizekanzler des Jahres 2021 küren.  

Wer Bundeskanzler des Jahres 2021 wird, ist noch nicht entschieden. Dem Vernehmen nach haben es drei ÖVP-Politiker auf die Shortlist der Jury geschafft. Dass „Shortlist“ auf Deutsch „Liste Kurz“ heißt, ist kein versteckter Hinweis auf den möglichen Gewinner. Einen richtigen Lauf hatte 2021 ja keiner der drei Kandidaten. Der erste wurde nach grobem Foulspiel ausgeschlossen, der zweite war zu kurz eingesetzt und der dritte muss in seine Führungsrolle noch hineinwachsen. Am Anfang klappte nicht alles. Am Beispiel der Corona-Impfpflicht: Laut IT-Spezialisten ist deren technische Umsetzung erst im April möglich. Dennoch soll sie schon ab 1. Februar gelten. Peter Klimek ist Experte für die Chaostheorie, die Regierung beherrscht die Chaospraxis. 

Gernot Bauer

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Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.