Augenkontakt mit der Kuh sollte man meiden
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Erderwärmung: Klimakiller Kuh?

Ist der Verzehr von Rindfleisch eine Maßnahme für den Klimaschutz? Oder ganz im Gegenteil?

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Wie die APA meldet, bewirbt sich Wien um den Sitz des Europa-Büros des in Seoul ansässigen Internationalen Impfstoffinstituts. Dessen Ziel ist die „Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung sicherer, wirksamer und erschwinglicher Impfstoffe“. Die Konkurrenz ist hart. Neben Wien bewerben sich Standorte in Deutschland, Schweden und Frankreich. Dabei drängt sich die Frage auf, ob Österreichs niedrige Corona-Impfquote ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Falls ja, sollte die Bundesregierung besser noch Linz als Standort nominieren.

Ihr Morgenpostler hält unsere Spritzen-Muffelei allerdings für einen Nachteil. Warum sollte ein Impfstoffinstitut sich ausgerechnet dort ansiedeln, wo sein Forschungsgegenstand skeptisch gesehen wird? Ginge es um die Ansiedelung eines Instituts „zur Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung sicherer, wirksamer und erschwinglicher Wurst- und Fleischwaren“, wäre Österreich der erklärte Favorit. Knacker, Leberkäse und Schweinsbraten sind Teil unseres Weltkulturerbes.

Moralische Besseresserei

Wie im „Fleischatlas 2021“ der Umweltschutzorganisation Global 2000 zu lesen ist, liegt Österreich beim Fleischkonsum im EU-Spitzenfeld. Kein Rekord, auf den man stolz sein kann. Für moralische Besseresser, die Fleischkonsumentinnen und Fleischkonsumenten ein schlechtes Gewissen machen wollen, ist Österreich ein – man verzeihe das Sprachbild – gefundenes Fressen. Und sie haben ja auch nicht ganz Unrecht. Ein wenig Bewusstsein für die Umstände, unter welchen Rinder, Schweine und Hühner gehalten und geschlachtet werden, ist Fleischesserinnen und Fleischessern zumutbar.

Als führende Fleischverzehrnation sind wir auch ein Land der Klimasünder. Bei der laufenden UN-Weltklimakonferenz in Glasgow verpflichteten sich mehr als hundert Staats- und Regierungschefs zur Reduzierung der Methanemissionen. Methan ist deutlich klimaschädlicher als CO2. Freigesetzt wird es in der Erdgas-, Erdöl- und Kohleindustrie, aber auch beim Verdauungsprozess von Nutzvieh. Drastisch formuliert: Kühe furzen unseren Planeten kaputt. Wer daraus den Schluss zieht, der Verzehr von Rindfleisch wäre eine Maßnahme gegen den Klimawandel, irrt. Das Gegenteil ist wahr: Nur der Verzicht auf Fleischkonsum wirkt. Der Trost für den gelegentlichen Schnitzelentzug: Nie war es einfacher, sich daheim oder im Gasthaus an der Rettung der Menschheit zu beteiligen. Doch halt! Die profil-Morgenpost ist immerwährend neutral, daher lassen wir an dieser Stelle auch die Landwirtschaftskammer Oberösterreich zu Wort kommen: „Es grenzt nahezu an Rufschädigung, die Kuh als Klimakiller zu bezeichnen.“ Womit bewiesen ist, dass Linz der einzig denkbare Standort für ein allfälliges Institut zur Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung sicherer, wirksamer und erschwinglicher Wurst- und Fleischwaren wäre.

Essen Sie besser!

Gernot Bauer

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Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.