
EU: Erste Länder mit Altersverifizierung auf Social Media
Wie können Kinder am besten vor den Gefahren des Internets geschützt werden? In Österreich wird insbesondere nach der Radikalisierung des islamistischen Attentäters in Villach im Februar immer häufiger über einen notwendigen stärkeren Schutz von Jugendlichen auf Social Media diskutiert. Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) sprach sich in Folge für eine Altersbeschränkung bis zum 15. Lebensjahr aus. Ein etwaiges Verbot oder Einschränkungen für Minderjährige müssten aber auf EU-Ebene beschlossen werden, so lautete das Argument.
An Brüssel kann es allerdings nicht mehr scheitern: bereits vor zwei Monaten hat die EU-Kommission ein Paket mit Guidelines zu einer Altersverifikation auf Social Media geschaffen. Seitdem können EU-Mitgliedsstaaten Altersverifizierungen und Jugendschutzregeln für diverse Social-Media-Plattformen setzen. Laut des Digital Service Acts, Artikel 28, sind zudem alle großen Sozialen Netzwerke dazu verpflichtet, diese von der EU-Kommission ausgearbeiteten Altersverifizierungen und Kinderschutzregulierungen einzuhalten und mit den einzelnen Staaten zu kooperieren.
Vorreiter in puncto Jugendschutz im Netz sind übrigens bisher Dänemark, Griechenland, Spanien, Frankreich und Italien: Hier wird die digitale Altersverifizierung bereits ausprobiert. Wann wird sich Österreich diesen Ländern anschließen?
Aus Bablers Büro heißt es auf profil-Anfrage, dass die Altersverifizierung weiterhin auf der Agenda stehe und man derzeit auf Regierungsebene daran arbeite, eine Lösung zu finden. Klingt also nicht nach baldiger Umsetzung.
Das neue Internet für Kinder
Die Guidelines sind Empfehlungen für die Mitgliedstaaten, die Umsetzung obliegt ihnen. Das steht drinnen:
- Social-Media-Accounts von Minderjährigen werden auf privat gestellt, damit Privatinformationen nicht von Unbekannten gesichtet und minderjährige Profile nicht unerwünscht kontaktiert werden können.
- Die Algorithmen der Plattformen sollen verhindern, dass Kinder ungefiltert auf schädliche Inhalte stoßen und die Kontrolle über ihre eigenen Feeds verlieren.
- Um gegen Cybermobbing vorzugehen, möchte die EU junge User dazu animieren, Personen zu blockieren und eine Funktion anbieten, damit Kinder nicht ungewollt in Gruppen hinzugefügt werden. In Zukunft könnte es außerdem nicht mehr möglich sein, Inhalte Minderjähriger zu screenshotten oder herunterzuladen.
- Dazu könnten Funktionen wie „Streaks” (Anm. einen „Streak” bekommt man, wenn man eine Folge an mehreren Tagen mit einer anderen Person auf Social Media kommuniziert hat. Je größer der Streak, desto mehr Tage hintereinander wurde auf der Plattform kommuniziert) oder „Lesebestätigungen”, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche süchtig nach kurzlebigen Funktionen auf Social Media werden, abgeschafft werden.
- Um sicherzustellen, dass Kinder aufgrund ihrer noch nicht so ausgebauten finanziellen Kompetenz nicht von Online-Geschäften manipuliert und abgezockt werden, möchte man hier stärker kontrollieren.
- Sollten einem Kind unangemessene Inhalte auffallen, wird es ab jetzt einfacher, diese zu melden.
- Auch Eltern bekommen verbesserte Tools zur Kontrolle über die Social Media-Inhalte, die ihre Kinder konsumieren.
„Plattformen haben keine Entschuldigung dafür, Praktiken fortzusetzen, die Kinder gefährden”, versichert Henna Virkunnen, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, die für die Einführung der neuen Social-Media-Guidelines auf europäischer Ebene zuständig war, in einem Statement der Europäischen Kommission.
Kein TikTok für Teenies mehr?
Um eine wirksame Altersverifizierung auf Social Media, Porno- oder Glücksspielseiten sicherzustellen, hat die Europäische Kommission eine laut EU-Kommission datenschutzfreundliche Open Source-Applikation zur Verfügung gestellt, die, bis sich die EU-weite „Digital Wallet” etabliert hat, von europäischen Mitgliedsstaaten verwendet werden kann. In der App hinterlegt man seinen Ausweis und seine biometrischen Daten. Will man sich anschließend auf einer Plattform mit Altersbeschränkung einloggen, scannt man zusätzlich einen QR-Code – die App bestätigt dann, ob man alt genug ist oder nicht. Die Verifizierungs-App wird in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten, Online-Plattformen und Endnutzern getestet und laufend weiter angepasst.
Ob und wann sie auch in Österreich zum Einsatz kommt, ist derzeit offen.