Peter Hajek: „Frisieren kann jeder Trottel“

Meinungsforscher Peter Hajek erklärt, wie eine profil-Umfrage entsteht – und warum er Umfragen in „Österreich“ nie ernst genommen hat.

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profil: Wie entstehen Umfragen für profil?
Hajek: Wir arbeiten nach den Qualitätskriterien des Verbandes der Markt- und Meinungsforschungsinstitute (VdMI). Kriterium Nummer 1: Die Gestaltung der Fragen liegt zu 100 Prozent bei der Redaktion. Damit ist gewährleistet, dass kein Dritter eingreifen kann.
Methodisch befragen wir insbesondere vor Wahlen zu zwei Drittel übers Telefon und einem Drittel online.* Ganz wichtig: Wir lassen uns jederzeit in die Werkzeugkiste schauen. Zusätzlich zu den fertigen Ergebnissen kann der Auftraggeber die Rohdaten einsehen.

profil: Wie können Umfragen „frisiert“ werden?
Hajek: Da wird zu viel hineingeheimst. „Frisieren“ bedeutet schlichtweg Fälschen und das kann jeder Trottel. Man sieht ja anhand der Chats, wie das gelaufen sein soll: Werte wurden einfach „umgedreht“, weil das Ergebniss offenbar nicht gepasst hat.

profil: Was denkt Ihre Branche über den Fall „Research Affairs“?
Hajek: Das wird diskutiert wie ein Kriminalfall. Man muss betonen, dass das erwähnte Institut nicht Verbandsmitglied des VdMI war, die Umfragen in „Österreich“ habe ich nie ernst genommen.

profil: Ihr Institut „Unique Research“ arbeitet auch für Ministerien und Parteien. Kann man da unabhängig bleiben?
Hajek: Wichtig ist: Wir legen die Aufträge aus dem politischen Bereich gegenüber unseren Medienpartnern offen. PR-Umfragen gibt es keine, das wird auch jedes Mal explizit festgelegt. Unsere Arbeit für Parteien ist nicht anders als für einen Fischstäbchenproduzenten: Es geht darum, wer die Zielgruppe ist, wie sie tickt und wie man sie erreicht. Bei den Ministerien geht es um Planungsfragen. Da führen wir etwa Elternbefragungen durch: Sollen sich Lehrer impfen lassen? Kommt man mit der Maskenpflicht im Unterricht durch? Meiner Meinung nach könnten die Umfragen mit einem zeitlichen Abstand von den Ministerien digital veröffentlicht werden.

Hinweis: Bis März 2014 wurden Umfragen für profil vom „Meinungsforschungsinstitut Karmasin Motivforschung“ durchgeführt. Sabine Beinschab war damals Assistentin der Geschäftsführung. Als Sophie Karmasin im Dezember 2013 Familienministerin wurde, beendete profil diese Zusammenarbeit und arbeitet seither mit Peter Hajek und „Unique research.“ profil zahlt für diese Umfragen. Im Jänner und Februar 2015 veröffentlichte profil dreimal Umfrageergebnisse des „Österreichischen Gallup-Instituts“, für das Sabine Beinschab tätig war.

*Anmerkung: Die Stichprobe für die kommende profil-Sonntagsfrage lief aufgrund des Zeitdrucks zu einem Drittel übers Telefon und zu zwei Drittel online.