profil-Morgenpost: Ab und auf und zu

Guten Morgenpost!

Drucken

Schriftgröße

Edith Meinhart

Minister stürzten, neue kamen. Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache führte seine Partei, die damals noch FPÖ hieß, erst in die Regierung hinein und katapultierte sie mit einem unfreiwilligen, aber gar nicht komischen Kameraauftritt in einer Finca auf Ibiza wieder hinaus. Das anschließende politische Auf und Ab lieferte in den vergangenen zwölf Monaten Stoff für insgesamt vier profil-Titelgeschichten. Der Rückblick auf ein Jahr, in dem sich das Gefüge des Landes gravierend veränderte, nimmt natürlich auch im aktuellen Heft gebührenden Raum ein.

Zerknirschte Herren

Nicht nur zwischen den Parteien verschoben sich die Gewichte – die FPÖ stieg ab, die Grünen segelten in die Regierung – auch innerhalb von Gesinnungsgemeinschaften zerbrachen politische Seilschaften. So ätzt etwa Herbert Kickl im Gespräch mit Gernot Bauer in Richtung zweier „ehemaliger FPÖ-Protagonisten“: „Eigentlich müsste die Zerknirschtheit dieser Herren (gemeint ist neben Strache Ex-Klubchef Johann Gudenus) so groß sein wie ihre Überheblichkeit im Video. Aber bei einem der beiden ist die Überheblichkeit gleichgeblieben. Strache verfügt auch nach einem Jahr über keine Selbstreflexion“. Beste Freunde werden die einstigen Weggefährten nicht mehr.

Im selben Interview konstatiert Kickl, dass Grenzen „plötzlich eine neue Bedeutung“ bekämen, womit wir bei der Corona-Krise wären. Vielleicht ist „neu“ nicht die beste Bezeichnung für heruntergehende Grenzbalken, die vor dem Schengen-Kodex innerhalb Europas immerhin das „alte Normal“ waren. Trotzdem trifft Kickl einen Punkt. Der Migrationsforscher Bernhard Perchinig rechnet jedenfalls damit, dass die Grenzbalken auf dem Kontinent nicht so schnell zur Ruhe kommen werden. Nach dem Auf und Ab im Gefolge des Ibiza-Skandals nun also das Auf und Zu an den Grenzen innerhalb eines pandemiegeplagten Europas. Gesundheitstests und Quarantäne verteuern und erschweren die Mobilität.

Tiroler Bauern und rumänische Feldarbeiter

Zu spüren bekommen das nun zuerst die Erntehelfer und 24-Stunden-Betreuerinnen. Apropos: Wussten Sie, dass 80 Prozent der europäischen Ernte von rumänischen Feldarbeitern eingebracht werden? Das behauptet zumindest die rumänische Gewerkschaft. Tiroler Bauern ließen vor vier Wochen 140 Saisonniers aus Rumänien einfliegen, in Oberösterreich landete kürzlich ein Flieger aus der Ukraine. Beide Male wurde eine Person an Bord positiv auf Covid-19 getestet. Eine ausführliche Geschichte zur europäischen Freizügigkeit in Zeiten von Corona ist im aktuellen profil ebenfalls nachzulesen.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.

Edith Meinhart

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges