profil-Morgenpost: Viren und Pointen

Guten Morgen!

Drucken

Schriftgröße

Die Diskussion darüber, ob man mit Katastrophen Witze machen darf, wurde vermutlich bereits an Bord der Arche Noah geführt. Vorläufiges Ergebnis: Ja, es sei denn a) ein akut Betroffener hört zu oder b) man ist Prinz William. Der hat gegenüber einem Mitglied der Einsatzkräfte gescherzt: „Ich wette, jeder sagt zu Ihnen ‚Ich hab das Coronavirus, ich sterbe!‘ und Sie sagen dann ‚Nein, Sie haben bloß Husten.‘“ Wir lernen: Prinz William ist auf dem Gebiet des deplatzierten Humors kein Prinz Philipp. Dennoch blieb die republikanisch gebotene Twitter-Empörung nicht aus.

Wie ernst, wie entspannt, wie alarmiert, wie amüsiert man an die derzeitige Lage herangeht respektive herangehen soll, ist von der charakterlichen Einstellung und der Tagesverfassung abhängig und ändert sich stündlich. Wie auch die Handlungsanleitungen der Behörden. profil-Redakteure Thomas Hoisl und Clemens Neuhold gehen genau dieser Frage in der aktuellen profil-Ausgabe nach. Künstler Edgar Honetschläger steuert einen Erlebnisbericht seiner vermeintlichen Infizierung inklusive Helpline-Dramolett bei.

Schmaler Grat

profil-Kollege Martin Staudinger und ich wiederum bewegten uns Dienstag Vormittag im Institut für Publizistik an der Universität Wien exakt auf dem schmalen Grat zwischen dringend gebotener Absage unserer Journalismus-Lehrveranstaltung wegen dringender Ansteckungsgefahr und nonchalantem Weitermachen, als wäre nichts. Mitten in die Lehrveranstaltung platzte die Nachricht, dass die Regierung neue Vorkehrungsmaßnahmen verhänge. Im Auditorium fixierten dreißig Augenpaare die Displays. „Spätestens ‚ab kommendem Montag‘ würden keine Lehrveranstaltungen an Universitäten und Fachhochschulen mehr abgehalten“, meldete schließlich orf.at. Die Lehrveranstaltung musste/durfte fortgesetzt werden.

„Ihr seid die Story!"

Wenige Stunden später sollte die Uni Wien bekannt geben, dass der Betrieb bereits tags darauf auf „home-learning“ umgestellt werde. Wir waren unter den Letzten gewesen, die einander auf universitärem Boden begegnen/anstecken durften. „Ihr seid die Story!“, sagten wir den Studentinnen und Studenten zum Abschied. Eine Prinz-William-Pointe.

Mit freundlich-distanzierten Grüßen, Robert Treichler

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur