Neos-Chef Matthias Strolz, Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache

Nationalratswahl-Tagebuch: Heiter bis heiser

Das profil-Tagebuch zur Nationalratswahl. Hier geben unsere Redakteure jede Woche einen persönlichen Einblick in den Wahlkampf. Christa Zöchling über den Fernseh-Wahlkampf-Marathon.

Drucken

Schriftgröße

Jetzt sitzt also auch schon Peter Filzmaier heiser im ORF-Studio. Nichts kann den Zustand dieses Wahlkampfs besser illustrieren als der krächzende Allzeit-Kommentator. Wie alle professionellen Beobachter hat er das Problem, dass man nicht mehr so genau auseinanderhalten kann, wann wer was gesagt hat, zu wem und auf welchem Sender. War das nun bei Kurz gegen Strolz oder bei Lunacek gegen Kern oder bei Kurz gegen Strache, als das Europa-Thema überraschend hochkochte? Oder in der Dreierrunde? Oder als da noch mehr Kandidaten aufgefädelt saßen? Interessant ist auch, wie die Spitzenkandidaten und die einzige Frau unter ihnen ihre Rolle anlegen: auf der Botschaft draufbleiben und dennoch überraschen. Wie macht man das? Der Schauspieler im Politiker ist hier sicher mehr gefordert als in früheren Wahlkämpfen. Der arme Matthias Strolz. Er genießt seine Auftritte, aber er hat ein äußerst schmales Repertoire.

Wiederholungsmalaise

Heinz-Christian Strache agiert auch nicht gerade variantenreich: einmal aufgezogen, einmal ruhig. Die Wiederholungsmalaise scheint sogar zur Authentizität beizutragen: Ulrike Lunacek merkt man an, dass es ihr peinlich ist, dieselben Fragen mit demselben Gegenüber noch einmal durchzukauen. Christian Kern und Sebastian Kurz wirken von Woche zu Woche statischer. Dafür gibt es keinen Oscar. Am ärmsten aber sind die Cheerleader, die sich mit Luftballons, Trillerpfeifen und Fan-Geheule vor dem jeweiligen Fernsehstudio einfinden. Traurige Nomaden der Fernseh-Wahlkämpfe. Ach, ja, Peter Pilz, er kommt immer allein.

Christa   Zöchling

Christa Zöchling