ORF: Bleibt Roland Weißmann Rundfunk-Chef?
Im kommenden Jahr gibt es im ORF-Programm ein Wiedersehen. „Kommissar Rex“, der vierbeinige Schnüffler-Schäfer, kehrt nach 20 Jahren in einer neuen Staffel zurück. Die Serie war – auch finanziell – eine der erfolgreichsten des ORF überhaupt und wurde weltweit verkauft.
Zusätzliche Einnahmen könnte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann gut gebrauchen. Der Rundfunk muss sparen, für die Zeit von 2023 bis 2026 325 Millionen Euro. Für die drei Jahre von 2027 bis 2029 plant Weißmann ein neuerliches Sparpaket in der Höhe von 130 bis 140 Millionen Euro. Notwendig sind diese Kürzungen, weil die Haushaltsabgabe bis 2029 nicht valorisiert wird. Während die Kosten also weiter steigen, bleiben die Einnahmen gleich. 700 Millionen Euro seines Budgets in Höhe von 1,1 Milliarden bezieht der ORF aus der Abgabe der vier Millionen Haushalte, der überwiegende Rest stammt aus Werbeeinnahmen.
Zusätzlich belastet den ORF der Eurovision Song Contest 2026, der in Wien ausgetragen wird – Innsbruck hatte keine Chance, kein ORF-Chef möchte es sich mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig verscherzen. Die Ausrichtung kostet den Sender bis zu 20 Millionen Euro. „Die Einsparungen werden das ganze Haus treffen. Bei so einem Paket geht's auch nicht anders“, sagte Roland Weißmann diese Woche in einem Gespräch mit Medienjournalisten. Beim Programm und dem Sachaufwand sind Kürzungen vergleichsweise leicht umzusetzen, schwieriger wird es beim Personal. Offenbar haben deutlich weniger über 60-jährige Mitarbeiter die angebotenen Frühpensionierungen („Handshakes“) angenommen als erwartet. Freiwerdende Stellen werden jedenfalls nicht nachbesetzt.
Schicksalsjahr eines ORF-Generals
Die kommende Woche wird für Weißmann arbeitsintensiv. Zum einen steht die alljährliche Programmpräsentation an. Zum anderen muss sich der ORF-General dem Stiftungsrat stellen. Unangenehme Themen gibt es zur Genüge – schon die rechtliche Ordnungsmäßigkeit des Gremiums ist umstritten. Bei der offen durchgeführten Wahl des Stiftungsratsvorsitzenden im Juni wurden die einzelnen Mitglieder nacheinander befragt, ob sie für den – von der SPÖ in den Stiftungsrat entsandten – Heinz Lederer stimmen. Wer später an der Reihe war, wusste also bereits, wie andere Kolleginnen und Kollegen abgestimmt hatten. Vor allem FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler wird wohl gewohnt heftig formulieren. Im Juni meinte der frühere freiheitliche Generalsekretär und Klubobmann, der ORF sei „völlig durchgeknallt“ und fahre eine „systematische, flächendeckende Kampagne“ gegen die FPÖ. Einzelne Stiftungsräte würden sich eine generelle Redezeitbeschränkung bei Sitzungen wünschen, um Westenthaler einzubremsen.
Offen ist, ob Roland Weißmann sein bis 2029 angelegtes Reform- und Sparprogramm überhaupt umsetzen kann. Seine Geschäftsführerperiode läuft mit Ende 2026 aus. Bereits in einem Jahr wird der Stiftungsrat einen neuen Generaldirektor wählen. Weißmann hält sich noch bedeckt, ob er ein weiteres Mal kandidieren will: „Frühstart ist Fehlstart“, sagt er. Man kann davon ausgehen: Er will. Und damit kommt die Regierung ins Spiel. Bleibt in der schwarz-rot-pinken Koalition alles so harmonisch wie derzeit, wird der ÖVP-kompatible Weißmann seinen Job behalten. Die SPÖ bekam mit Heinz Lederer den Stiftungsratsvorsitzenden zugesprochen. Die Neos sollen sich – in ihrer jugendlichen politischen Unschuld – bei der Posten- und Pfründe-Verteilung im ORF in Keuschheit üben. Kracht es in der Regierung, könnte der Job auch an einen Kandidaten der SPÖ gehen, die im Stiftungsrat über mehr Stimmen als die Volkspartei verfügt.
Zur Freude hat Roland Weißmann dieser Tage auch genügend Anlass. Der seit zehn Jahren laufende Umbau des ORF-Zentrums wird am Ende mit 290 Millionen Euro um zehn Millionen Euro unter der seinerzeitigen Ausgangsplanung liegen. Und: Dank einer Kooperation mit Servus TV wird der ORF die Hälfte der Spiele der Fußball-WM 2026 und der Fußball-EM 2028 senden.