Rückreisende aus Wien müssen in Quarantäne

profil-Morgenpost: „A bissl grantig”

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Der Grant gilt neben dem Schmäh als eines der höchsten Kulturgüter der Wiener. In der aktuellen Cover-Story zum Thema „Feindbild Wien” betreiben Gernot Bauer und Jakob Winter anlässlich der bevorstehenden Wahlen auch Klischee-Forschung bezüglich des schlechten Images der Bundeshauptstadt im Rest von Österreich. Die Wiener Variante der Übellaunigkeit wurde übrigens von Ausländern in der Seele des homo Viennesis implantiert. Die „Granden”, wie die spanischen Adeligen genannt wurden, die zu Habsburgs-Zeiten durch Wien flanierten, waren durch die Rauheit des lokalen Klimas dermaßen enerviert, dass sie schimpfend und nörgelnd durch die Stadt zogen.

Sogar der Oberste aller Wiener, der amtierende Bürgermeister Michael Ludwig, räumte dem profil-Autorenduo ein, dass das Klischee über die Wiener, „ein bissl grantig zu sein” durchaus seine Berechtigung habe.

Weniger mild sieht das eine Studie unter 20 000 Expats des Münchner-Unternehmens Inter-Nations, die der Walzer-Metropole den dritten Platz auf der Unfreundlichkeits-Skala gegenüber ausländischen Mitmenschen attestiert – nur in Paris und Kuwait-Stadt seien die Befragten noch schlechter behandelt worden als in Wien.

Claus Peymann, der kürzlich mit seiner Inszenierung von Thomas Bernhards „Der deutsche Mittagstisch” im Alter von 83 Jahren an der „Josefstadt” debütierte, empfand die schlechte Behandlung in seiner Wahlheimatstadt übrigens als äußerst beflügelnd für seine Kreativität. Im Dialog mit „diesem Jüngling” und Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger schwärmte er von seiner Direktions- Zeit, als aus „Protest gegen den Piefke” sogar das schwarze Brett im Burgtheater angezündet wurde. Seine Liebe zu Österreich und Wien im Speziellen schlug trotz dieses Hasses Flammen. Im profil-Gespräch schwärmt er: „Ihr Österreicher wisst ja gar nicht, wie begabt, wie gut ihr seid. Ihr sagt euch: „So wichtig können wir doch gar nicht sein!” Und ihr liegt falsch damit.”

Ans Herz oder vielmehr ans Ohr sei Ihnen der Podcast der profil-(Baby)Elefantenrunde, moderiert von Innenpolitik-Chefin Eva Linsinger und Herausgeber Christian Rainer, gelegt. Die beiden domptierten gewohnt souverän und total grantfrei die Spitzenkandidaten der Wien-Wahl im Hotel Intercontinental.

Gute Laune trotz deprimierender Zeiten wünscht

Angelika Hager

 

PS: Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort